Das 13. Herzberger Teleskoptreffen vom 13. bis 16. September ist nun auch schon wieder Geschichte. Und obwohl das Wetter diesmal nicht optimal war, gab es zumindest in jeder HTT-Nacht für die aufgebliebenen Beobachter einen herrlichen Blick auf den Sternhimmel.
Die längste Nacht unter dem Sternhimmel gab es schon am Donnerstag, wo auch am Tag die Sonne intensiv beobachtet werden konnte. An den darauffolgenden Tagen hatten wir weniger Glück, weil vorrangig Wolken den Himmel trübten und starker Wind an den Zeltplanen rüttelte. Ab und zu gab es sogar einen kleinen Schauer, was für das HTT ein eher seltenes Phänomen ist. Bei Abzug der Wolkenfront war besonders die Nacht von Freitag auf Samstag von einer traumhaften Transparenz geprägt. Die Herbst- und Wintermilchstraße spannte sich eindrucksvoll über den Himmel und selbst M 33 und das Zodiakallicht konnte relativ einfach mit bloßem Auge gesehen werden. Die Nacht von Samstag auf Sonntag, wo der Himmel erst einige Stunden nach Mitternacht aufriss, war vom Seeing her die beste Nacht des diesjährigen HTT, wo auch Planetenbeobachter endlich auf ihre Kosten kamen.
Wie im letzten Jahr reisten zahlreiche Besucher schon am Donnerstag an. An jenem Nachmittag gab es ein Himmelsschauspiel der etwas anderen Art: Die Luftwaffe der Bundeswehr übte in der Nähe des HTT Geländes Tiefflüge mit F4-Phantom Jets und Eurofightern. Und selbst eine Transall-Maschine überflog mehr als einmal die Beobachterwiesen von Jeßnigk. Neben den Flugzeugen stand auch die Sonne im Mittelpunkt des Interesses. Einige kleinere Fleckgruppen waren im Weißlicht zu sehen und auch im H‑Alpha Licht offenbarte die Sonne interessante Strukturen.
Am Freitagmorgen wurden viele Sternfreunde, die besonders auf der großen Wiese nächtigten, von Sturmböen geweckt. Deutlich besser hatten es die Beobachter auf der Nordwiese, die durch die Hecke und Gebäude vor dem scharfen Wind geschützt waren. Zum Nachmittag hin zogen dann immer mehr Wolken am Himmel auf und gegen Abend sollte es zum ersten Mal auch regnen. Die Wetteraussichten trübten die Stimmung keineswegs, denn auf dem Platz gab es eine Menge zu sehen. Der Aufbau des 42 Zoll Riesendobsons von Dr. Hänßgen gehört sicherlich zu einem der Highlights jedes HTT. Ein weiteres Highlight war Markus Ludes 9‑Zoll Lunt H‑Alpha-Teleskop, wo sich am Tag ähnlich lange Schlangen bildeten wie am Riesendobson in der Nacht. Am Nachmittag gab es einige Workshops im Vereinshaus. So wurde der Justierworkshop von Uwe Pilz und auch der Workshop von Martin Fiedler, der die Bildbearbeitung zum Thema hatte, von vielen Sternfreunden besucht. Während des Bildbearbeitungsworkshops ist auch dieses eindrucksvolle Zeitraffervideo aus der Donnerstagnacht hervorgegangen:
Um 19:30 Uhr gab es dann den interessanten Vortrag von Marie-Luise Menzel über aktive Galaxienkerne. Der Vortragsraum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Leider zeigte sich der Himmel danach immer noch unter Wolken, so dass viele die H‑Alpha-Bar nutzten, um sich zu stärken. Als der Himmel kurz nach Mitternacht immer noch bedeckt war, gingen viele Sternfreunde schlafen mit der Hoffnung, durch Ralf Hofner Lautsprecheransagen geweckt zu werden, falls der Himmel doch noch aufreißen sollte. Und so geschah es dann auch: Kurz nach 1 Uhr morgens zeiget sich erstes Sternenlicht und rund eine halbe Stunde später waren die Wolken verschwunden. Ein eindrucksvoller und sehr transparenter Sternhimmel spannte sich über das HTT-Gelände, so dass die Zeltstadt langsam wieder zum Leben erwachte. Viele beobachteten dann bis zur Morgendämmerung und konnten die Aufgänge des Winterhimmels, der Venus und des Zodiakallichts genießen.
Der Samstagmorgen war abermals sehr windig und von dichter Bewölkung und Schauern geprägt. So blieben viele Instrumente leider abgedeckt. Wenigstens konnte man hier und da noch ein Schnäppchen ergattern. Denn mit APM Telescopes, Astroleuchten.de und Intercon Spacetec um Martin Birkmeier hatten sich diesmal zahlreiche Astro-Händler versammelt. Am Abend gab es dann den schon zur Tradition gewordenen astrofotografischen Abend, der ebenfalls von vielen Sternfreunden besucht wurde. Ralf Hofner, Stefan Simon und Martin Fiedler zeigten hier ihre fotografische Ergebnisse aus der jüngsten Vergangenheit. Besonders der Vortrag von Martin Fiedler war sehr interessant, der den letzten Venustransit des Jahrhunderts in Australien miterleben durfte.
Auch die Samstagnacht war überwiegend wolkenverhangen, so dass sich zahlreiche Grüppchen bildeten, wo nach herzenslust gefachgesimpelt wurde. Schließlich riß der Himmel gegen 3 Uhr morgens doch noch auf und zeigte endlich erste Sterne. Viele lagen zu diesem Zeitpunkt aber schon in den Schlafsäcken. Diejenigen Beobachter, die sich zum Aufstehen überwunden haben, konnten auf dem Jupiter den Schattenwurf seines Mondes Io bei recht gutem Seeing verfolgen.
Wie all die anderen Jahre zuvor zeigte sich der Sonntagmorgen wieder von seiner besten Seite. Die Sonne lachte von einem stahlblauen Himmel, so dass viele noch die letzte Gelegenheit nutzen, die Sonne zu beobachten. Bis zur Mittagszeit brach dann der Großteil der Teilnehmer wieder in Richtung Heimat auf.
Im Jahr 2013 findet das Herzberger Teleskoptreffen erst Anfang Oktober statt. Hier hat man aufgrund des Feiertags sogar noch einen Tag länger Zeit, seinem liebsten Hobby unter dem dunklen Sternhimmel Jeßnigks zu frönen. Deshalb lädt das AstroTeam Elbe-Elster erst zwischen dem 2. bis 6. Oktober 2013 zum 14. Herzberger Teleskoptreffen.
Ääh, wieso ist das tolle Video – das gestern noch da war – heute „vom Nutzer entfernt“ worden? Ich bitte um Nachforschung und Wiederherstellung!
Habe Martin bzgl. des Videos auf Facebook mal angeschrieben. Hier ist der neue Link: http://youtu.be/Q05OKV1S8is
Das Video ist auch auf Wetteronline.de verlinkt: http://video.wetteronline.de/?cat=29&h=Drehung-des-Sternenhimmels&pl=1&pt=1&t=20121004jv