Astronomische Jahresvorschau 2013, Teil 3 – Asteroiden und Kometen

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Komet McNaught im Januar 2007 © ESOErst im Früh­jahr 2014 kom­men die hells­ten Klein­kör­per des Aste­ro­iden­gür­tels zwi­schen Mars und Jupi­ter, der Zwerg­pla­net (1) Ceres und der Aste­ro­id (4) Ves­ta, in Oppo­si­ti­on zur Son­ne. Dem­zu­fol­ge wer­den sie in die­sem Jahr nicht mehr hel­ler als 7 mag. Ceres stand am 18. Dezem­ber 2012 der Son­ne gegen­über und kann noch im Janu­ar und Febru­ar in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen im Stern­bild Stier auf­ge­fun­den wer­den. Ves­ta stand am 9. Dezem­ber der Son­ne gegen­über und kann im Janu­ar, mit einer maxi­ma­len Hel­lig­keit von 6,9 mag, eben­falls noch im Stier und mit klei­nen Instru­men­ten beob­ach­tet wer­den. Dafür kom­men Im März 2013 sowie im Dezem­ber 2013 gleich zwei hel­le Kome­ten, die für kur­ze Zeit auch mit blo­ßem Auge sicht­bar sind, in Son­nen­nä­he und sind auch von unse­rem Stand­ort aus sichtbar.

Aber auch ein klei­ner Erd­bahn­kreu­zer mit der Bezeich­nung 2012 DA14 wird der Erde am 15. Febru­ar 2013 bis auf 9 Pro­zent der Mond­ent­fer­nung nahe kom­men und damit inner­halb des geo­sta­tio­nä­ren Orbits an unse­rem Hei­mat­pla­ne­ten vor­bei­zie­hen. Der gerings­te Abstand zur Erde beträgt dabei 28.572 Kilo­me­ter. Zum Zeit­punkt der gerings­ten Annä­he­rung wird der 57 Meter gro­ße Aste­ro­id pro Minu­te eine Stre­cke am Him­mel zurück­le­gen, die dem 1,5‑fachen des Voll­mond­durch­mes­sers ent­spricht. Die Hel­lig­keit wird zwi­schen 7 und 8 Grö­ßen­klas­sen lie­gen, so dass man mit Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen beob­ach­ten kann.

Komet Lovejoy am 22. Dezember 2011 über Santiago/Chile © ESO/Yuri Beletzky

Komet Love­joy am 22. Dezem­ber 2011 über Santiago/Chile © ESO/Yuri Beletzky

Komet C/2011 L4 Panstarrs

Der Komet C/2011 L4 PANSTARRS wur­de in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 2011 mit Hil­fe des Pan­o­r­amic Sur­vey Telescope And Rapid Respon­se Sys­tem (Pan-STARRS) auf dem Hale­aka­la auf Hawaii als 19,5 mag hel­les Objekt jen­seits der Jupi­ter­bahn ent­deckt. Ers­te noch unsi­che­re Bahn­be­rech­nun­gen zeig­ten, dass der Komet im Früh­jahr 2013 der Son­ne bis auf etwa 50 Mil­lio­nen Kilo­me­ter nahe­kom­men wird und eine maxi­ma­le Hel­lig­keit von vor­aus­sicht­lich 0. bis 1. Grö­ßen­klas­se errei­chen wird.

Scheinbare Helligkeit und Elongation von Komet Panstarrs (erstellt mit Orbitas)

Schein­ba­re Hel­lig­keit und Elon­ga­ti­on von Komet Pan­starrs (erstellt mit Orbitas)

Durch sei­ne Bahn­nei­gung von über 90 Grad gegen­über der Eklip­tik, wird Komet PANSTARRS zuerst auf der Süd­halb­ku­gel sicht­bar sein und wech­selt danach auf die Nord­halb­ku­gel der Erde. Nach sei­nem Peri­hel­durch­gang am 10. März 2013 kann man ihn etwa ab dem 13. März als 2 mag hel­les Objekt in der hel­len Abend­däm­me­rung und süd­lich der dün­nen Mond­si­chel erspä­hen. Er durch­läuft die Stern­bil­der Fische und Andro­me­da steil in Rich­tung Nor­den und wird dann schnell schwä­cher wer­den. Er bleibt noch bis Mitte/Ende April hin­ein wahr­schein­lich für das blo­ße Auge sicht­bar und wird ab April für unse­ren Stand­ort aus schließ­lich zirkumpolar.

Sichtbarkeit von Komet Panstarrs zum Ende der Abenddämmerung (erstellt mit SAW)

Sicht­bar­keit von Komet Pan­starrs zum Ende der Abend­däm­me­rung (erstellt mit SAW)

Lei­der wird er sich zu Beginn sei­ner Sicht­bar­keit, wenn sei­ne Hel­lig­keit noch am größ­ten ist, tief am west­li­chen Abend­him­mel auf­hal­ten, so dass er auf­grund der hel­len Däm­me­rung vom deutsch­spra­chi­gen Raum aus nicht ein­fach zu beob­ach­ten sein wird. Spä­ter wird er auch am Mor­gen­him­mel sicht­bar sein. Bis Juni 2013 sinkt sei­ne Hel­lig­keit wie­der unter die 10. Grö­ßen­klas­se. Am 5. April pas­siert PANSTARRS die Andro­me­da­ga­la­xie Mes­sier 31 in einem Abstand von nur 2 Grad, was sehr gut in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen bei gerin­ger Ver­grö­ße­rung beob­ach­tet wer­den kann. Die Hel­lig­keits­ent­wick­lung ist aber nach wie vor ziem­lich unsi­cher, so dass sei­ne maxi­ma­le Hel­lig­keit auch „nur“ 5 mag betra­gen kann.

Sichtbarkeit von Komet Panstarrs zu Beginn der Morgendämmerung (erstellt mit SAW)

Sicht­bar­keit von Komet Pan­starrs zu Beginn der Mor­gen­däm­me­rung (erstellt mit SAW)

Komet C/2012 S1 (ISON)

Der Komet C/2012 S1 ISON wur­de am 21. Sep­tem­ber 2012 von den bei­den rus­si­schen Ama­teur­as­tro­no­men Vita­li Nev­ski und Arty­om Novi­cho­nok als schwa­ches Objekt der 19. Grö­ßen­klas­se mit einem 16-Zoll-Spie­gel­te­le­skop des Inter­na­tio­nal Sci­en­ti­fic Opti­cal Net­work (ISON) ent­deckt. Der Schweif­stern wan­dert auf einer hyper­bo­li­schen und stark zur Eklip­tik geneig­ten Bahn um die Son­ne und wird am 28. Novem­ber 2013 in weni­ger als 2 Mil­lio­nen Kilo­me­ter Ent­fer­nung an der Son­ne vor­bei­zie­hen. Ende Dezem­ber wird Komet ISON der Erde bis auf 64 Mil­lio­nen Kilo­me­ter nahe kommen.

Scheinbare Helligkeit und Elongation von Komet Ison (erstellt mit Orbitas)

Schein­ba­re Hel­lig­keit und Elon­ga­ti­on von Komet Ison (erstellt mit Orbitas)

Nach vor­läu­fi­gen Bahn­be­rech­nun­gen könn­te C/2012 S1 ISON, weni­ge Tage vor und nach sei­ner Son­nen­nä­he, sogar nega­ti­ve Hel­lig­kei­ten errei­chen. In den Tagen um sei­nen Peri­h­el­ter­min her­um könn­te er sogar am Tag­him­mel sicht­bar sein und am 28. Novem­ber mit ‑11 bis ‑16 mag Hel­lig­keit – hel­ler als der Voll­mond – nur 1,7 Grad neben der Son­ne ste­hen! Falls der Komet sei­ne Peri­hel­pha­se über­steht und nicht voll­stän­dig aus­ein­an­der­bricht und ver­dampft, wird der Schweif­stern als 1 mag hel­les Objekt einen extrem lan­gen Staub­schweif ent­wi­ckeln und sehr schnell in Rich­tung Nor­den zie­hen. Um Weih­nach­ten 2013 her­um wird er als zir­kum­po­la­res Objekt mit 3 bis 4 Magni­tu­den Hel­lig­keit auch von Deutsch­land aus mit blo­ßem Auge sicht­bar sein und opti­mal plat­ziert am Nacht­him­mel stehen.

Sichtbarkeit von Komet Ison um 17 Uhr am Abendhimmel (erstellt mit SAW)

Sicht­bar­keit von Komet Ison um 17 Uhr am Abend­him­mel (erstellt mit SAW)

Zunächst ist Komet ISON vom deutsch­spra­chi­gen Raum aus am Mor­gen­him­mel sicht­bar und stei­gert sei­ne Hel­lig­keit nur inner­halb nur eines Monats, von Anfang Okto­ber bis Mit­te Novem­ber 2013, von 10 auf 3 mag. Danach ver­schwin­det er zunächst in der Mor­gen­däm­me­rung im hel­len Licht der Son­ne. Nach dem Peri­hel Ende Novem­ber wan­dert der Schweif­stern schnell nach Nor­den und wird aber­mals am Mor­gen­him­mel sicht­bar. Hier kann er zunächst als ‑2 bis ‑1 mag hel­les Objekt in der hel­len Däm­me­rung und dicht über dem Süd­ost­ho­ri­zont erkannt wer­den. In die­ser Zeit wird er wahr­schein­lich auch einen beein­dru­cken­den Schweif aus­bil­den. Spä­ter ist der Komet auch am Abend­him­mel sicht­bar und wird ab Weih­nach­ten schließ­lich zir­kum­po­lar. Nach Neu­jahr 2014 soll­te der Komet noch leicht in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen beob­acht­bar sein. Die Hel­lig­keit nimmt aber wei­ter­hin rapi­de ab und fällt dann Mit­te Janu­ar unter die 10. Größenklasse.

Sichtbarkeit von Komet Ison um 6 Uhr am Morgenhimmel (erstellt mit SAW)

Sicht­bar­keit von Komet Ison um 6 Uhr am Mor­gen­him­mel (erstellt mit SAW)

Inter­es­sant ist vor allem, dass sich C/2012 S1 ISON auf einer ähn­li­chen Bahn bewegt wie damals der Gro­ße Komet von 1680 (C/1680 V1 Kirch), der eine Schwei­flän­ge von mehr als 70 Grad aus­bil­de­te und in die­ser Zeit eine ein­drucks­vol­le Erschei­nung am Him­mel war.

Der Große Komet von 1680 in einer zeitgenössischen Chronik (Quelle: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg)

Der Gro­ße Komet von 1680 in einer zeit­ge­nös­si­schen Chro­nik (Quel­le: Ger­ma­ni­sches Natio­nal­mu­se­um Nürnberg)

Eini­ge Wochen vor Beginn der Sicht­bar­keit der bei­den hel­len Kome­ten, wer­den zwei extra Arti­kel und detail­lier­te Auf­such­kar­ten hier im Blog erschei­nen! Infor­ma­tio­nen über hel­le Kome­ten gibt es auf mei­ner Kome­ten­sei­te.

Astro­no­mi­sche Jah­res­vor­schau 2013, Teil 1 – Planetenlauf
Astro­no­mi­sche Jah­res­vor­schau 2013, Teil 2 – Das Finsternisjahr

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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