Das war das 17. Südbrandenburger Sternfreundetreffen

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Nach­dem ich am Tag der Astro­no­mie im März berufs­be­dingt nicht teil­neh­men konn­te, freu­te ich mich auf das 17. Süd­bran­den­bur­ger Stern­freun­de­tref­fen (SBST) am 3. Mai in Oppel­hain. Dies­mal soll­te es nicht, wie ursprüng­lich gedacht, an der Wind­müh­le, son­dern auf dem idyl­li­schen Gelän­de der Pen­si­on „Otto“ statt­fin­den. Nach­dem sich die Wol­ken in der Abend­däm­me­rung end­gül­tig ver­zo­gen hat­ten, soll­te es eine wun­der­bar kla­re aber kal­te Nacht werden.

Das 17. Südbrandenburger Sternfreundetreffen in der Abenddämmerung (HDR-Aufnahme)

Das 17. Süd­bran­den­bur­ger Stern­freun­de­tref­fen in der Abend­däm­me­rung (HDR-Auf­nah­me)

Nach einer klei­ne­ren Odys­see traf ich am Sams­tag gegen 15:30 Uhr auf dem Platz ein, wo sich schon eine Men­ge bekann­te Stern­freun­de ein­ge­fun­den hat­ten. Neben den Ver­eins­mit­glie­dern der Süd­bran­den­bur­ger Stern­freun­de, war auch der Groß­teil unse­rer Süd­kur­ven­ge­mein­de (Uwe², Mario und ich) nach Oppel­hain gereist. Auch eini­ge HTT-Stamm­gäs­te sowie eini­ge Mit­glie­der des Astro-Teams Elbe-Els­ter soll­ten noch ein­tref­fen. Ich bau­te mein Tele­skop neben Hart­mut auf, unse­rem neus­ten Ver­eins­mit­glied aus Ber­lin. Um 16 Uhr begrüß­te uns unser Ver­eins­vor­sit­zen­der André Win­zer in der Gast­stät­te der Pen­si­on. Danach besich­tig­te eini­ge Teil­neh­mer die 500 Meter vom Beob­ach­tungs­platz ent­fern­te Palt­rock­wind­müh­le, dort wo im letz­ten Jahr das Tref­fen statt­ge­fun­den hatte.
Den gesam­ten Nach­mit­tag ver­trie­ben wir uns die Zeit mit Son­nen­be­ob­ach­tung und Fach­sim­pe­lei. Auf der Son­ne zeig­ten sich zahl­rei­che Son­nen­fle­cken im Weiß­licht. Aber auch im H‑Alpha Licht wur­de unser Zen­tral­ge­stirn beob­ach­tet. Hier war eine beson­ders gro­ße erup­ti­ve Pro­tu­ber­anz sicht­bar, die in den Stun­den der Beob­ach­tung, ihre Form sicht­bar ver­än­der­te. Auch der zuneh­men­de Mond am Tag­him­mel, der sich als zuneh­men­de Sichel hoch oben am Him­mel zeig­te, wur­de inten­siv von den Stern­freun­den in Augen­schein genom­men. Beim Rund­gang über den Platz konn­ten hier und da auch wie­der eini­ge neue Bekannt­schaf­ten geschlos­sen werden.

Die beiden Uwe's bei der Sonnenbeobachtung im Weiß- und H-Alpha-Licht

Die bei­den Uwe’s bei der Son­nen­be­ob­ach­tung im Weiß- und H‑Al­pha-Licht

Gegen Abend wur­den Uwe und ich von einer Repor­te­rin der Lau­sit­zer Rund­schau inter­viewt. Sie hat­te erfah­ren, dass wir in genau 3 Wochen zum Süd­him­mel auf­bre­chen wer­den. Sie frag­te uns nach unse­ren Beweg­grün­den, nach Nami­bia zu rei­sen. Wir erklär­ten ihr, dass jeder Stern­freund, wenigs­tens ein­mal in sei­nem Leben, ins Mek­ka der Hob­by­as­tro­no­men rei­sen müss­te, um den dunk­len süd­li­chen Stern­him­mel mit sei­nen inter­es­san­ten Objek­ten zu beob­ach­ten und um den licht­ver­schmutz­ten mit­tel­eu­ro­päi­schen Him­mel zu entfliehen.
Kurz vor Son­nen­un­ter­gang wur­de es Zeit, Abend­brot zu essen, damit die Stern­freun­de gestärkt die her­ein­bre­chen­de Nacht erwar­ten konn­ten. Auf frisch gegrill­te Steaks mit Kar­tof­fel- oder Nudel­sa­lat ver­zich­te­ten wir aller­dings, da uns die War­te­zeit zu lang erschien. Das Per­so­nal der Pen­si­on kam einem, auf­grund der zahl­rei­chen Gäs­te, etwas über­for­dert vor. Und weil wir seit Mit­tag nichts mehr geges­sen hat­ten, fuh­ren wir kur­zer­hand in das benach­bar­te Fins­ter­wal­de, um uns ander­wei­tig nach etwas Ess­ba­ren zu küm­mern. Als wir nach rund 1 ½ Stun­den wie­der am Platz ein­tra­fen, hat­te die Abend­däm­me­rung schon eingesetzt.
Ich schloss mich kur­zer­hand mit Chris­ti­an kurz, einem net­ten Stern­freund aus Burg im Spree­wald, der zum 1. Mal das SBST besuch­te und in Zukunft ein eige­nes Tele­skop erwer­ben möch­te. Auch woll­te er von mir wis­sen, wie man astro­no­mi­sche Objek­te mit ste­hen­der Kame­ra auf den Chip einer digi­ta­len Spie­gel­re­flex­ka­me­ra ban­nen kann. Die gesam­te Nacht soll­te er mich auf mei­ner Tour durch den Stern­him­mel begleiten.

Beobachterwiese

Beob­ach­ter­wie­se des 17. SBST

Kurz nach Son­nen­un­ter­gang war es auch merk­lich küh­ler gewor­den. Vie­le Stern­freun­de sah man dar­auf­hin in dicken Win­ter­ja­cken und Ski­ho­sen über den Platz mar­schie­ren. Die Abküh­lung am Abend hat­te aber auch den Vor­teil, dass auch die letz­ten Wol­ken nach und nach ver­schwan­den. So konn­te schon der frü­hen Abend­däm­me­rung ein Blick auf den Pla­ne­ten Jupi­ter gewor­fen wer­den. Der Rie­sen­pla­net zeig­te sich mit deut­lich sicht­ba­rer Bän­de­rung nebst Gro­ßen Roten Fleck umrahmt von den hells­ten sei­ner Mon­de. Das See­ing war rela­tiv gut. Im Gegen­zug stör­te lei­der die hohe Luft­feuch­tig­keit. Schnell wur­den die Tele­sko­pe und die Opti­ken von Tau befal­len. Spä­ter in der Nacht soll­te die Tem­pe­ra­tur auf unter ‑3°C sin­ken, so dass die Fern­roh­re von einer Schicht Rau­reif bedeckt wur­den. Neben Jupi­ter nah­men wir auch den Pla­ne­ten Mars aufs Korn. Mit hoher Ver­grö­ße­rung waren die nörd­li­che Pol­kap­pe sowie eini­ge Dun­kel­struk­tu­ren sicht­bar. Auch Saturn, der spä­ter in der Nacht immer höher stieg und somit immer bes­ser sicht­bar wur­de, zeig­te dunk­le Bän­der in sei­ner Atmo­sphä­re. Die pech­schwar­ze Cass­in­i­tei­lung stach in sei­nem Ring­sys­tem deut­lich her­vor. Saturn wird übri­gens am 10. Mai sei­ne Oppo­si­ti­on zu Son­ne errei­chen. Unser Erd­mond zeig­te am Ter­mi­na­tor zahl­rei­che Kra­ter. Bei ruhi­ger Luft konn­ten auch eini­ge Kleinst­kra­ter auf der Mond­ober­flä­che gesich­tet werden.

Sternfreunde bei der Beobachtung des Mondes

Stern­freun­de bei der Beob­ach­tung des Mondes

Die Sicht­be­din­gun­gen ver­bes­ser­ten sich zuse­hends, obwohl stel­len­wei­se leich­te Zir­ren durch­zo­gen, die sich aber spä­ter in der Nacht kom­plett auf­lö­sen soll­ten. Wir bestimm­ten die Grenz­grö­ße, indem wir im Klei­nen Bären ver­such­ten, schwa­che Ster­ne im Wagen­kas­ten iden­ti­fi­zie­ren. Über­ra­schen­der­wei­se konn­ten wir sehr leicht ein Stern 6. Grö­ßen­klas­se, trotz des noch vor­han­de­nen Mond­lichts, sicher beob­ach­ten. Mein SQM‑L zeig­te spä­ter in der Nacht eine Wert guten 21,46 mag/arcsec² an. Dem­nach herrsch­ten am Platz eine gute Durch­sicht, trotz hoher Luft­feuch­te, und über­durch­schnitt­lich gute Bedin­gun­gen vor.
Neben den Pla­ne­ten beob­ach­te­te ich eini­ge bekann­te Deep-Sky-Objek­te: Die bei­den Gala­xien M51 und M104 mit Staub­band, die offe­nen Stern­hau­fen M44 und h & Chi Per sowie der Kugel­stern­hau­fen M13. Inter­es­sant war auch die Sich­tung des hel­len Kome­ten C/2012 K1 PANSTARRS, der sich in Rich­tung Zenit und in der Nähe der Whirl­pool­ga­la­xie Mes­sier 51 auf­hielt. In mei­nem 8 Zoll Dobson war bei mitt­le­rer Ver­grö­ße­rung ein kur­zer Schwei­fan­satz sicht­bar. Auch die bei­den hel­len Aste­ro­iden Ceres und Ves­ta konn­ten wir im Ster­nen­feld der Jung­frau iden­ti­fi­zie­ren. Das Auf­fin­den der Him­mels­kör­per, bei durch­zie­hen­der Zir­rus­be­wöl­kung, gestal­te­te sich gar nicht mal so ein­fach. Begeis­tert war ich vom Anblick der Whirl­pool-Gala­xie in einem 16-Zoll gro­ßen Dobson-Tele­skop. Die Spi­ral­ar­me spran­gen hier regel­recht ins Auge. Der Komet war in die­sem Instru­ment zwar hel­ler, nach mei­ner Ver­wun­de­rung aber nicht unbe­dingt bes­ser zu sehen als in mei­nem 8‑Zöller. Der Besit­zer des Tele­skops Mario, ein Stamm­be­su­cher des HTT, besuch­te im August 2013 mit sei­ner Fami­lie Nami­bia. So war es kein Wun­der, dass Uwe und ich ihn Löcher in den Bauch frag­ten und uns Tipps für unse­re eige­ne Rei­se zum süd­li­chen Stern­him­mel einholten.

Blick in Richtung Süden

Blick in Rich­tung Süden in Rich­tung Beobachterwiese

Als der Mond nach Mit­ter­nacht end­lich unter­gan­gen war, spann­te sich ein wun­der­schö­ner Stern­him­mel über unse­re Köp­fe. In Rich­tung Nor­den konn­te die Milch­stra­ße erkannt wer­den. Lei­der wur­de die Stim­mung etwas von der Innen­be­leuch­tung der Pen­si­on getrübt, die das Gelän­de sicht­bar aufhellte.
Um kurz vor 2 Uhr pack­te ich mei­ne Aus­rüs­tung zurück ins Auto und ver­ab­schie­de­te mich von mei­nen Astro­freun­den. Ein gelun­ge­nes Tele­s­kop­tref­fen war zu Ende und ich freue mich schon auf das nächs­te Jahr zum 18. Süd­bran­den­bur­ger Stern­freun­de­tref­fen. Ende Mai gibt es die nächs­te Gele­gen­heit, einen dunk­len Stern­him­mel zu genie­ßen: Dies­mal aber unter dem Kreuz des Südens in Afrika.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Ein Kommentar:

  1. Hi Andre­as,
    ja, war schön und hat mal wie­der gut getan unter Gleich­ge­sinn­ten einen Abend zu verbringen.
    Wünsch Euch ne schö­ne Zeit in Nami­bia, bringt Bil­der und Berich­te mit!!!

    Cs Uwe

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