Skorpion, Südliche Krone und die Milchstraße

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Am 1. Juni 2014, dem vor­letz­ten Abend unse­res Auf­ent­halts auf Tivo­li, bau­te ich noch ein­mal mei­ne Astro­Trac auf. Von mei­nen bei­den Astro­kol­le­gen Spee­dy und Gor­don hat­te ich näm­lich den Tipp bekom­men, die Kame­ra auch mal in Rich­tung des Stern­bilds Süd­li­che Kro­ne zu hal­ten. Außer­dem lich­te­te ich aber­mals ein Teil des Skor­pi­ons ab. In die­ser Nacht ent­stand auch das wirk­lich ein­zi­ge nach­ge­führ­te Bild der gesam­ten Milch­stra­ße, das mit dem 8 mm Walim­ex Fisch­au­gen­ob­jek­tiv auf­ge­nom­men wur­de. Gleich­zei­tig stell­te die­ses Foto die letz­ten von mir nach­ge­führ­ten Auf­nah­me auf Tivo­li dar.

Milchstraße über Tivoli

Milch­stra­ße über Tivo­li, Namibia

Wenn man die hel­le süd­li­che Milch­stra­ße mit dem blo­ßen Auge betrach­tet, ist man immer wie­der von den zahl­rei­chen Dun­kel­wol­ken im Band unse­rer Gala­xis fazi­niert. Die nörd­li­che Milch­stra­ße kommt einem dabei recht lang­wei­lig vor. Der nörd­li­che, deut­lich schwä­che­re Teil unse­rer Gala­xis befin­det sich im obe­ren Bild­be­reich, so dass der Unter­schied zum süd­li­chen Teil recht deut­lich wird. Auch das Zodia­kal­licht, dass von Deutsch­land eben­falls nur der Schat­ten sei­ner selbst ist, ist unter dem dunk­len nami­bi­schen Him­mel schier beein­dru­ckend. So ist in der lin­ken obe­ren Ecke des Fotos ein Teil des Zodia­kal­licht­ke­gels erkenn­bar. Die Zodi­kal­licht­brü­cke ist eben­falls schwach sicht­bar und ver­läuft in Rich­tung des Milch­stra­ßen­zen­trums. Lei­der befin­det sich der Gegen­schein in der Nähe die­ses Zen­trums, so dass die­ser von der Milch­stra­ße selbst „über­strahlt“ wird. Auf­grund der lan­gen Belich­tungs­zeit von 10 Minu­ten pro Ein­zel­bild, ist der Hori­zont im Sum­men­bild ver­schmiert. Aus die­sem Grund kopier­te ich den Hori­zont aus dem letz­ten Bild in die fer­ti­ge Auf­nah­me­se­rie hinein.

Südliche Krone

Nebel­re­gi­on mit Dun­kel­wol­ken und Refle­xi­ons­ne­bel im Stern­bild Süd­li­che Krone

Das Stern­bild Süd­li­che Kro­ne befin­det sich etwas unter­halb der Tee­kan­ne des Schüt­zen. Vom Mit­tel­deutsch­land aus gese­hen ste­hen auch nur die nörd­lichs­ten Ster­ne die­ser Figur über dem Hori­zont. Dort befin­det sich, in der Nähe von Gam­ma und dem ver­än­der­li­chen Stern R CrA, eines der inter­es­san­tes­ten Nebel­ge­bie­te des Him­mels. Die nur 430 Licht­jah­re ent­fern­te Coro­na Aus­tra­lis Mole­kül­wol­ke zählt zu den nächs­ten Stern­ent­ste­hungs­ge­bie­ten in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu unse­rer Son­ne. Sehr deut­lich sticht auf mei­nem Foto die meh­re­re Grad lan­ge geis­ter­haft aus­ge­dehn­te Dun­kel­wol­ke her­vor. Dort, wo die Wol­ke am dun­kels­ten erscheint, befin­den sich auch zwei hel­le bläu­lich leuch­ten­de Refle­xi­ons­ne­bel, die die Bezeich­nung NGC 6726/6727 bzw. NGC 6729 tra­gen. In die­sem Nebel befin­den sich Pro­tos­ter­ne (Herbig-Haro-Objek­te) und sehr jun­ge Ster­ne, die erst vor kur­zem ent­stan­den sind. Auch visu­ell, zum Bei­spiel mit unse­rem 12,5 Zoll Dobson, waren die bei­den Nebel sehr leicht zu erken­nen. Öst­lich der Nebel, und bereits im Nach­bar­stern­bild Schüt­ze gele­gen, befin­det sich mit NGC 6723 ein klei­ner und rela­tiv kom­pak­ter Kugel­stern­hau­fen. Die­ser befin­det sich rund 22.000 Licht­jah­re von der Erde ent­fernt und steht dem­zu­fol­ge wei­ter im Hintergrund.

Skorpion

Nebel­ge­bie­te, Stern­hau­fen und Stern­wol­ken im Schwanz des Skorpions

Die­se inter­es­san­te Milch­stra­ßen­re­gi­on im Schwanz des Stern­bilds Skor­pi­on wur­de, wie die Nebel in der Süd­li­chen Kro­ne, eben­falls mit dem 135 mm Zeiss-Objek­tiv auf­ge­nom­men. Die Gesamt­be­lich­tungs­zeit betrug 117 Minu­ten. Auch die­ses Gebiet kriecht von Deutsch­land aus gese­hen nahe am Hori­zont ent­lang. Dort befin­den sich der 6.000 Licht­jah­re ent­fern­te Emis­si­ons­ne­bel IC 4628 sowie die bei­den offe­nen Stern­hau­fen NGC 6231 & NGC 6242. Der Nebel wird auch als Gar­ne­len­ne­bel bezeich­net und besitzt eine Aus­deh­nung von gut 250 Licht­jah­ren. Im Nebel ein­ge­bet­tet steht der jun­ge Stern­hau­fen Col­lin­der 316, des­sen Mit­glieds­ster­ne sich aus den Gas­mas­sen des Nebels gebil­det haben. Der 5.900 Licht­jah­re ent­fern­te jun­ge Stern­hau­fen NGC 6231, in der Nähe des Sterns Zeta Scor­pii gele­gen, ist auch als nörd­li­ches Schmuck­käst­chen bekannt und besitzt ein Alter von nur 3,2 Mil­lio­nen Jahren.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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