Der Sternhimmel im Monat Juni 2016

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Der Lauf des Mondes

Am 1. Juni steigt der abneh­men­de Mond erst in der begin­nen­den Mor­gen­däm­me­rung über dem öst­li­chen Hori­zont, bis wir ihn am 3. Juni als sehr schma­le Sichel und kurz vor Son­nen­auf­gang über dem Hori­zont auf­fin­den kön­nen. Am 5. Juni ist schon die Neu­mond­pha­se erreicht. Wir müs­sen uns dann noch bis zum 7. des Monats gedul­den, bis wir die zuneh­men­de Mond­si­chel tief im Wes­ten in der Abend­däm­me­rung auf­spü­ren kön­nen. An den nächs­ten Aben­den steigt unser Erd­tra­bant immer höher über den Hori­zont auf und durch­läuft nach­ein­an­der die Stern­bil­der Krebs und Löwe. Am 11. Juni befin­det sich der Mond nur 2 ½ Grad süd­lich des Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter. Nur einen Abend spä­ter sehen wir ihn im Ers­ten Vier­tel. Nach­dem unser Erd­tra­bant die Jung­frau durch­quert hat, kön­nen wir ihn in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni nur 7 Grad nörd­lich an Mars im Stern­bild Waa­ge vor­bei lau­fen sehen. Am 18. befin­det er sich schließ­lich 3 Grad nord­west­lich des Ring­pla­ne­ten Saturn und nur 9 Grad nörd­lich von Ant­ares, dem Haupt­stern im Stern­bild Skor­pi­on. Nach­dem unser stil­le Beglei­ter das Stern­bil­der Schlan­gen­trä­ger durch­quert hat, steht er kurz nach Mit­ter­nacht des 22. Juni als Voll­mond nied­rig über dem Süd­ho­ri­zont.Nach der Voll­mond­pha­se wird der Mond schnell ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te und durch­quert das Stern­bild Stein­bock und anschlie­ßend den Was­ser­mann. In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 26. Juni wird der äuße­re Pla­net Nep­tun, rund eine Stun­de nach Mit­ter­nacht, vom Halb­mond bedeckt. Das Ereig­nis, rund 10 Grad hoch über dem Hori­zont, dau­ert nur eine hal­be Stun­de. Außer­dem tritt der 3,7 mag hel­le Stern Lamb­da Aqua­ri, gegen 1:15 Uhr, an der dunk­len Mond­sei­te wie­der aus. Am 27. des Monats erreicht der Erd­tra­bant das Letz­te Vier­tel und geht dann bis zum Ende des Monats weit nach Mit­ter­nacht auf.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur erreicht am 5. Juni mit 24°11′ sei­ne größ­te west­li­che Elon­ga­ti­on von der Son­ne. Auf­grund der fla­chen Eklip­tik­la­ge am Mor­gen­him­mel, ist der inne­re Pla­net von unse­ren Brei­ten aus lei­der kaum sicht­bar. Mit­te des Monats steht der Pla­net, zum Ende der bür­ger­li­chen Däm­me­rung, nur 2 Grad hoch über dem Ost­nord­ost­ho­ri­zont. Nur Beob­ach­ter süd­lich von 42° nörd­li­cher Brei­te haben eine deut­lich grö­ße­re Chan­ce, den 0,4 mag hel­len Mer­kur dicht über dem Hori­zont auf­zu­spü­ren. Nach sei­ner Elon­ga­ti­on nähert sich Mer­kur der Son­ne wie­der recht­läu­fig an und steht dann Anfang Juli in obe­rer Kon­junk­ti­on mit ihr.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus steht am 6. Juni in obe­rer Kon­junk­ti­on mit der Son­ne und hält sich mit ihr am Tag­him­mel auf. Am 7. Juni durch­wan­dert sie auch den auf­stei­gen­den Kno­ten ihrer Bahn und wird dabei von der Son­ne bedeckt. So eine Bede­ckung fin­det nur alle 8 Jah­re statt. Zumeist wan­dert die Venus in eini­gen Abstand an unse­rem Zen­tral­ge­stirn nörd­lich oder süd­lich vor­bei. Somit bleibt Venus im gesam­ten Monat Juni unsichtbar.

Der rote Pla­net Mars ist nach sei­ner Oppo­si­ti­on im Mai immer noch fast die gesam­te Nacht über rück­läu­fig im Stern­bild Waa­ge sicht­bar. Er kul­mi­niert bereits um Mit­ter­nacht und ver­rin­gert sei­ne Sicht­bar­keit am Mor­gen­him­mel. Zum Monats­en­de wird Mars wie­der sta­tio­när und been­det sei­ne Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Anschlie­ßend bewegt er sich wie­der recht­läu­fig ent­lang der Eklip­tik. Sei­ne Hel­lig­keit sinkt von anfangs ‑2,0 auf ‑1,4 mag zum Monats­en­de hin stark ab. Auch sein schein­ba­rer Durch­mes­ser schrumpft von anfangs 18,6 auf nur noch 16,4 Bogen­se­kun­den. Aller­dings bleibt er ein auf­fäl­li­ges Objekt am Him­mel, mit knapp 20 Grad Hori­zont­ab­stand zur Kul­mi­na­ti­on. Am 1. Juni geht Mars um 4:12 Uhr unter. Am 30. Juni ver­schwin­det der Rote Pla­net bereits um 1:57 Uhr Som­mer­zeit unter der süd­west­li­chen Hori­zont­li­nie. Am 17. Juni kommt es zu einer Begeg­nung mit dem zuneh­men­den Mond über dem Süd­ho­ri­zont. In der Nähe von Mars befin­den sich auch der Pla­net Saturn sowie der Haupt­stern Ant­ares im Skorpion.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter ist ein Objekt für die ers­te Nacht­hälf­te und bewegt sich rück­läu­fig durch das Stern­bild Löwe. Gegen Monats­en­de geht er bereits kurz nach Mit­ter­nacht unter. Auch sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit sinkt leicht von anfangs ‑2,0 auf ‑1,9 mag. Der Durch­mes­ser des Jupi­ter­scheib­chen geht, auf­grund der zuneh­men­den Erd­fer­ne, eben­falls zurück von anfangs 37 auf nun­mehr 34 Bogen­se­kun­den. Zu Beginn des Monats geht Jupi­ter um 2:10 Uhr unter. Ende Juni ver­schie­ben sich sei­ne Unter­gangs­zei­ten auf 0:17 Uhr Som­mer­zeit. Am 11. Juni zieht der zuneh­men­de Mond nur 2,2 Grad süd­lich am Rie­sen­pla­ne­ten vorbei.

Der Ring­pla­net Saturn erreicht am 3. Juni sei­ne Oppo­si­ti­ons­stel­lung im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger und ist somit die gesam­te Nacht als 0,0 mag hel­les Objekt beob­acht­bar. Lei­der steht er von unse­ren Brei­ten aus gese­hen nur knapp 20 Grad hoch über dem Hori­zont, so dass süd­li­che­re Stand­or­te von Vor­teil sind, um den Ring­pla­ne­ten zu beob­ach­ten. Sein schein­ba­rer Durch­mes­ser des Scheib­chens erreicht zum Oppo­si­ti­ons­ter­min 18,4 Bogen­se­kun­den und der Ring­durch­mes­ser 41,8 Bogen­se­kun­den. Wir bli­cken zur Zeit auf die Nord­sei­te des Rings, die zu uns 26 Grad geöff­net ist. Am Tag der Oppo­si­ti­on geht Saturn um 20:52 Uhr auf und steht um 1:05 im Süden. Sein Unter­gang erfolgt am Mor­gen um 5:14 Uhr Som­mer­zeit. Sei­ne Ent­fer­nung zu unse­rem Hei­mat­pla­ne­ten beträgt an die­sem Tag 1,348 Mil­li­ar­den Kilo­me­ter. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Meri­di­an­durch­gän­ge auf 23:07 Uhr und sei­ne Unter­gän­ge auf 3:21 Uhr. Die Hel­lig­keit geht in die­ser Zeit leicht zurück und beträgt am 30. Juni 0,2 Grö­ßen­klas­sen. Am 19. Juni steht der fast vol­le Mond nur 3 Grad nörd­lich von Saturn.

Der blass­grün erschei­nen­de Ura­nus bleibt am Mor­gen­him­mel zunächst noch unbe­ob­acht­bar, weil sich der Pla­net noch nicht ganz aus den Strah­len der Son­ne befrei­en kann. Erst im letz­ten Monats­drit­tel wird der 5,9 mag hel­le Pla­net lang­sam wie­der in der Däm­me­rung sicht­bar. Sein Auf­gang erfolgt am Monats­en­de bereits um 1:12 Uhr Sommerzeit.

Der äuße­re Pla­net des Son­nen­sys­tems Nep­tun ist ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te und wird am 14. Juni im Stern­bild Was­ser­mann sta­tio­när. Damit beginnt auch sei­ne dies­jäh­ri­ge Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Er kann etwa ein hal­bes Grad süd­lich von Lamb­da Aqr auf­ge­fun­den wer­den. Auf­grund der hel­len Som­mer­näch­te, kann man etwa ab der Mit­te des Monats ver­su­chen, nach dem schein­bar nur 2,3 Bogen­se­kun­den gro­ßen und 7,9 mag hel­len Pla­ne­ten Aus­schau zu hal­ten. Am 15. Juni geht Nep­tun um 1:01 Uhr Som­mer­zeit auf und am 30. des Monats bereits um Mit­ter­nacht. Am 26. des Monats zieht der abneh­men­de Halb­mond an Nep­tun vor­bei und bedeckt ihn von 1:06 Uhr bis 1:37 Uhr Sommerzeit.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to kann im Schüt­zen auf­ge­fun­den wer­den und nähert sich sei­ner Oppo­si­ti­ons­stel­lung, die er aller­dings erst nächs­ten Monat erreicht. Mit 14 mag Hel­lig­keit ist der Him­mels­kör­per lei­der nur ein Objekt für gro­ße Teleskope.

Helle Kometen und Planetoiden

Der dif­fu­se Komet 252P/LINEAR zog im März 2016 mit nur 5 Mil­lio­nen Kilo­me­tern Abstand an der Erde vor­bei und ist immer noch die gesam­te Nacht im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Schlan­gen­trä­ger sicht­bar. Die Hel­lig­keit soll­te Anfang Juni aller­dings schon knapp unter die 10. Grö­ßen­klas­se abge­sun­ken sein und im Lau­fe des Monats wei­ter­hin stark zurück­ge­hen. Die nahe­zu kreis­run­de und sehr dif­fu­se Koma besitzt immer noch einen Durch­mes­ser von knapp 10 Bogenminuten.

Der Komet C/2014 S2 (Pan­STARRS) lief im April durch den Gro­ßen Bären und bewegt sich wei­ter­hin in süd­li­che­re Rich­tung auf das Stern­bild Löwe zu. Damit ist der Schweif­stern wei­ter­hin sehr gut am Abend­him­mel sicht­bar. Sei­ne Hel­lig­keit geht wei­ter lang­sam zurück und soll­te Ende des Monats unter die 11. Grö­ßen­klas­se absin­ken. Somit ist der Komet, der eine gut kon­den­sier­te Koma von ca. 5 Bogen­mi­nu­ten Grö­ße besitzt, noch gut in mitt­le­ren bis grö­ße­ren Tele­sko­pen beobachtbar.

Der Komet C/2014 W2 (Pan­STARRS) kann im Stern­bild Dra­che auf­ge­fun­den wer­den und ist zir­kum­po­lar. Mit einer Hel­lig­keit von rund 12 mag, ist er aller­dings ein Objekt für grö­ße­re Tele­sko­pe. Am 25. Juni zieht er am 3 mag hel­len Stern Iota Dra­co­nis, in nur einem hal­ben Grad Abstand, vor­bei, der sehr gut als Auf­such­hil­fe für den Schweif­stern die­nen kann. Am 30. Juni begeg­net der Komet der Spin­del­ga­la­xie NGC 5907 im Dra­chen, was für Foto­gra­fen ein reiz­vol­les Motiv darstellt.

Der Aste­ro­id (2) Pal­las im Stern­bild Pega­sus wird am 18. des Monats sta­tio­när und setzt zu sei­ner Oppo­si­ti­ons­schlei­fe an. Ab dem 26. Juni wird Pal­las wie­der hel­ler als 10 mag. Ihre Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von anfangs 23:06 Uhr auf 21:06 Uhr Sommerzeit.

Die zu Beginn noch 9,3 mag hel­le (7) Iris wird Ende Juni wie­der schwä­cher als 10 mag und kann im Stern­bild Skor­pi­on auf­ge­fun­den wer­den. Am 1. Juni geht Iris um 4:41 Uhr unter. Am 30. Juni ver­schwin­det der Aste­ro­id bereits um 2:35 Uhr Som­mer­zeit unter die süd­west­li­che Horizontlinie.

Der Aste­ro­id Nr. 8 Flo­ra erreicht am 11. Juni ihre Oppo­si­ti­ons­stel­lung im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger und wird 9,4 mag hell. Zu Beginn des Monats steht die 9,6 mag hel­le Flo­ra um 1:59 Uhr im Süden. Ende des Monats erfolgt ihr Meri­di­an­durch­gang bereits um 23:28 Uhr Som­mer­zeit. Bis Ende Juni sinkt ihre Hel­lig­keit wie­der auf 9,7 Magni­tu­den ab.

Meteorströme

Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Her­cu­li­den aktiv. Sie gehen auf den Kome­ten 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann zurück und erzeu­gen ledig­lich 2 Meteo­re pro Stun­de. Die Geschwin­dig­keit der Teil­chen beträgt dabei 15 km/s. Das Maxi­mum der Tau-Her­ku­li­den wird am 3. Juni erwar­tet. Der Radi­ant steht in unse­ren Brei­ten und zum Maxi­mums­zeit­punkt fast im Zenit. In Zukunft, beson­ders in den Jah­ren 2022 und 2049, könn­te es zu höhe­ren Akti­vi­täts­ra­ten kommen.

Seit 1966 wer­den zwi­schen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyri­den beob­ach­tet. Ihr Akti­vi­täts­ma­xi­mum erreicht der Mete­or­strom am 16. Juni. Gewöhn­lich wer­den kaum mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de regis­triert, die mit einer Geschwin­dig­keit von 31 km/s in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen. Im Jahr 1996 kam es aber zu einer deut­lich höhe­ren Rate. Der Radi­ant befin­det sich im Stern­bild Lei­er, nur weni­ge Grad vom Haupt­stern Wega ent­fernt, und steht dem­zu­fol­ge im Juni sehr hoch am Him­mel. Ein Ursprungs­kör­per für die Juni-Lyri­den ist nicht bekannt.

Die Juni-Boot­i­den sind vom 22. Juni bis 2. Juli aktiv und stam­men vom kurz­pe­ri­odi­schen Kome­ten 7P/­Pons-Winne­cke ab. Teil­chens­im­mu­la­tio­nen erga­ben, dass am frü­hen Mor­gen des 23. Juni, gegen 2 Uhr Som­mer­zeit, eine erhöh­te Akti­vi­tät statt­fin­den soll. Die Erde durch­läuft zu die­sem Zeit­punkt eine Teil­chen­wol­ke, die der Komet im Jahr 1921 frei­ge­setzt hat. Der Radi­ant für den 23. Juni befin­det an der Posi­ti­on RA 203° und Dec 52°, im nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Bären­hü­ter, und dem­zu­fol­ge am Abend sehr hoch am Him­mel. Lei­der wird der abneh­men­de Mond die Beob­ach­tung nach­hal­tig stö­ren. Die Zeni­tra­te ist varia­bel und zum Teil so gering, dass sie kaum auf­fällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Am bes­ten beob­ach­tet man in Süd­deutsch­land bzw. von Süd­eu­ro­pa aus, da die Näch­te dort noch deut­lich dunk­ler sind als im Nor­den der Repu­blik, wo die Wei­ßen Näch­te stö­ren. Eine Beob­ach­tung lohnt sich in jedem Jahr, weil der Strom in ver­schie­de­nen Jah­ren mehr oder weni­ger star­ke Akti­vi­täts­aus­brü­che zeig­te. So stieg im Jahr 1998 die Zeni­tra­te für kur­ze Zeit auf 100 Meteo­re pro Stun­de und im Jahr 2004 auf 50 Meteo­re pro Stun­de an. Wei­te­re Aus­brü­che gab es in den Jah­ren 1916 und 1927. Die Teil­chen der Juni-Boot­i­den erzeu­gen mit 18 km/s extrem lang­sa­me Spu­ren. Somit las­sen sich die Stern­schnup­pen die­ses Stroms sehr gut von spo­ra­di­schen Meteo­ren unterscheiden.

Die eklip­ti­ka­len Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le (nach älte­ren Quel­len als Sagi­ta­ri­iden bezeich­net) sind im gesam­ten Monat Juni aktiv und kom­men in die­sem Monat aus Rich­tung des Stern­bilds Schüt­ze. Auf­grund der gerin­gen Höhe des Aus­strah­lungs­punk­tes über dem Hori­zont, sind im Durch­schnitt nur ein bis zwei Meteo­re pro Stun­de zu erwar­ten. Die Ein­tritts­ge­schwin­dig­keit der Teil­chen liegt um 30 km/s.

Der abendliche Fixsternhimmel

Der Sternhimmel am 15. Juni 2016 um 23:00 MESZ

Der Stern­him­mel am 15. Juni 2016 um 23:00 MESZ

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat die bekann­te Figur des Gro­ßen Wagens, der zum Stern­bild des Gro­ßen Bären gehört, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit schon längst über­schrit­ten und steigt nun wie­der lang­sam zum Nord­west­ho­ri­zont her­ab. Um den Polar­stern und damit die Nord­rich­tung auf­zu­fin­den, ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che. Der Polar­stern ist der letz­te Deich­selstern des Klei­nen Bären, des­sen Wagen­kas­ten sich jetzt ziem­lich genau auf 12 Uhr Posi­ti­on und somit in sei­ner höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont befin­det. Direkt rechts und ober­halb des Klei­nen Bären gele­gen erkennt man das Stern­bild des Dra­chen, der sich um den Klei­nen Bären her­um­win­det. Der rau­ten­för­mi­ge Kopf des Dra­chen wird in der nächs­ten Stun­de eben­falls den Zenit erreichen.
In mitt­le­rer Höhe im Nord­os­ten, unter­halb von Klei­ner Bär und Dra­che, ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, in dem man die Form eines Haus­da­ches erah­nen kann. Dar­un­ter steht die Kas­sio­peia, die die Form des Buch­sta­bens „W“ besitzt und dem­zu­fol­ge im Volks­mund auch als Himmels‑W bezeich­net wird. Sie hat ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on schon längst über­schrit­ten. Hin­ge­gen hat das Stern­bild Per­seus gera­de sei­ne nied­rigs­te Stel­lung erreicht und befin­det sich nun genau über dem Nord­ho­ri­zont. Eben­falls in Hori­zont­nä­he, und west­lich des Per­seus gele­gen, fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb des Fuhr­manns und unter­halb von Kopf und den Vor­der­pfo­ten des Gro­ßen Bären, ste­hen noch die aus deut­lich schwä­che­ren Ster­nen bestehen­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Luchs und Giraffe.

Im Osten

Die öst­li­che Him­mels­ge­gend wird jetzt vom impo­san­ten Som­mer­drei­eck domi­niert, das sich in hal­ber Höhe über dem Hori­zont befin­det. Es wird durch die drei hel­len Ster­ne Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Genau zwi­schen Adler und Schwan befin­den sich die klei­nen unschein­ba­ren Stern­bil­der Del­fin, Pfeil und Füchs­chen. Das Band unse­rer Hei­mat­ga­la­xie, die Milch­stra­ße, ver­läuft mit­ten durch das Som­mer­drei­eck hin­durch von links oben kom­mend zum süd­öst­li­chen Hori­zont her­ab. Unter einem dunk­len und trans­pa­ren­ten Land­him­mel, sowie bei guter Hori­zont­sicht im Süd­os­ten, soll­te man auch schon die hel­le Schild­wol­ke im Stern­bild Schild, die neben dem hel­len Milch­stra­ßen­zen­trum der auf­fäl­ligs­te Teil unse­rer Hei­mat­ga­la­xie ist, erken­nen können.
Ober­halb des Som­mer­drei­ecks ent­de­cken wir das Stern­bild Her­ku­les und einen Teil des Dra­chen, mit sei­nem mar­kan­ten rau­ten­för­mi­gen Kopf. Im Stern­bild Her­ku­les lässt sich sehr gut der Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 beob­ach­ten, der als unschar­fer Licht­fleck bereits unter einem dunk­len Him­mel zu erken­nen ist. Er befin­det sich etwas unter­halb vom rech­ten obe­ren Kas­ten­stern des Her­ku­les. Im Nord­os­ten gehen schon die ers­ten Ster­ne des Herbst­stern­bilds Pega­sus auf. Dar­über erkennt man das unschein­ba­re und nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild der Eidech­se und noch wei­ter höher im Nord­os­ten, den Kepheus.

Im Süden

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Süden, hat das Stern­bild Bären­hü­ter, mit sei­nem auf­fäl­lig hell und oran­ge erschei­nen­den Haupt­stern Ark­tur, den Süd­punkt schon längst über­schrit­ten. Links dane­ben fin­den wir das Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne, das gera­de dabei ist, den Meri­di­an zu pas­sie­ren. Noch wei­ter in Rich­tung Osten steht der Her­ku­les, der in der nächs­ten hal­ben Stun­de sei­nen höchs­ten Punkt im Süden errei­chen wird.
Unter­halb des Stern­bilds Nörd­li­che Kro­ne befin­det sich der Kopf der Schlan­ge, die vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger im Süd­os­ten getra­gen wird. Hier steht mit Mes­sier 5, ein wei­te­rer hel­ler Kugel­stern­hau­fen in Reich­wei­te klei­ner Tele­sko­pe. Unter­halb der Schlan­ge geht gera­de das Stern­bild Waa­ge durch den Meri­di­an. Dort kön­nen wir auch einen hel­len röt­li­chen „Stern“ beob­ach­ten, der nor­ma­ler­wei­se dort nicht hin­ge­hört. Hier­bei han­delt es sich um unse­ren Nach­bar­pla­ne­ten, dem Mars. Links neben der Waa­ge erken­nen wir den nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem röt­lich fun­keln­den Haupt­stern Ant­ares. Links ober­halb von Ant­ares, im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger gele­gen, befin­det sich zur­zeit der Ring­pla­net Saturn, der in der nächs­ten hal­ben Stun­den den Meri­di­an über­schrei­ten wird. Halb­hoch im Süd­wes­ten ste­hen noch die rei­chen Gala­xien­jagd­grün­de des Stern­bilds Jung­frau, mit dem hel­len und weiß­lich leuch­ten­den Haupt­stern Spi­ca, sowie das Haar der Berenike.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun lang­sam aber sicher die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der. Der mäch­ti­ge Löwe nähert sich jetzt immer wei­ter dem West­ho­ri­zont. Auch der unschein­ba­re Krebs, west­lich des Löwen­kop­fes gele­gen, ist schon im Hori­zont­dunst ver­schwun­den. Unter­halb des Löwen befin­det sich Jupi­ter schon nahe am West­ho­ri­zont, der mit Abstand das hells­te Objekt in die­ser Him­mels­ge­gend ist. Der Pla­net wird in den nächs­ten zwei Stun­den unter dem Hori­zont ver­schwin­den. Dicht über dem Nord­west­ho­ri­zont fun­keln noch die bei­den hel­len Haupt­ster­ne Kas­tor und Pol­lux in den Zwil­lin­gen mun­ter vor sich hin.
Hoch im Süd­wes­ten steht der Bären­hü­ter, mit dem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Das Stern­bild Gro­ßer Bär befin­det sich eben­falls noch in güns­ti­ger Beob­ach­tungs­po­si­ti­on hoch im Wes­ten. Unter­halb der Wagen­deich­sel des Bären ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und noch wei­ter tie­fer, das nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Unter­halb des Haars der Bere­ni­ke befin­det sich noch die Jung­frau. Dicht über dem Süd­west­ho­ri­zont ver­schwin­den gera­de die bei­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Rabe und Becher unter dem Horizont.

Wei­te­re, aus­führ­li­che­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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