Zur Jupiterbedeckung beim 8. ATS in Jeßnigk

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In den Mor­gen­stun­den des 15. Juli 2012 konn­te vom deutsch­spra­chi­gen Raum aus eine Jupi­ter­be­de­ckung durch den abneh­men­den Mond beob­ach­tet wer­den. Ähn­lich wie beim Venus­durch­gang hat­ten die Teil­neh­mer des 8. Astro-Treff Schwar­ze Els­ter (ATS) in Jeß­nigk Glück mit dem Wet­ter. Das Ereig­nis konn­te in sei­ner vol­len Län­ge beob­ach­tet wer­den. Mit von der Par­ty war auch eine jun­ge Vol­un­tä­rin, die im Auf­trag der Lau­sit­zer Rund­schau einen Arti­kel über Hob­by­as­tro­no­no­mie schrei­ben durfte.

Der Mond nähert sich 25 Minu­ten vor der Bede­ckung dem Pla­ne­ten Jupiter

Am 14. Juli kom­me ich von mei­ner Urlaubs­rei­se auf Rügen zurück und fin­de sogleich eine E‑Mail von Ralf Hof­ner und von mei­nem Astro-Kum­pel Uwe im elek­tro­ni­schen Brief­kas­ten: Pünkt­lich zur Jupi­ter­be­de­ckung soll an die­sem Abend auch das 8. ATS statt­fin­den. So packe ich gegen Abend mei­ne Aus­rüs­tung ins Auto und bre­che kurz nach 20:30 Uhr auf in Rich­tung Jeß­nigk. Dies­mal will ich es ganz ent­spannt ange­hen und habe zu die­sem Zweck nur mein Fuji­non 10x70 Fern­glas und mei­ne Foto­aus­rüs­tung ein­ge­packt. Nach ruhi­ger Fahrt kom­me ich als letz­ter Teil­neh­mer am Platz an, wo man schon flei­ßig dabei ist, eini­ge Brat­würs­te und Steaks auf dem Grill zu opfern. Mit dabei sind neben mei­nen bei­den Astro-Kum­pels Uwe und Mario aus Fins­ter­wal­de auch Ste­fan von den Kirch­hai­ner Stern­freun­den. Selbst der har­te Kern des Astro-Teams Elbe-Els­ter (Ralf, Ste­fan, Mimo) ist ver­tre­ten. Zusam­men mit der jun­gen Jour­na­lis­tin, die sich mir als Anne vor­stell­te, war­ten ins­ge­samt 11 Per­so­nen dar­auf, dass es end­lich dun­kel wird und der Him­mel die Geheim­nis­se des Uni­ver­sums preisgibt.

In den frü­hen Mor­gen­stun­den auf dem Platz kurz nach der Bedeckung

Bis zum Auf­gang des Mon­des in den frü­hen Mor­gen­stun­den wer­den vor­ran­gig Deep-Sky Objek­te sowie noch in der Däm­me­rung der Pla­net Saturn beob­ach­tet, der sich tief am west­li­chen Abend­him­mel im Stern­bild Jung­frau befin­det. Als es end­lich für Deep-Sky dun­kel genug gewor­den ist, kann ich mein Fuji­non-Fern­glas aus­gie­big tes­ten. Ich beob­ach­te eini­ge Nebel­ge­bie­ten und Stern­hau­fen in unse­rer Milch­stra­ße und auch den Andro­me­da­ne­bel, der fast nahe­zu das gesam­te Gesichts­feld des Feld­ste­chers ein­nimmt. Zwi­schen­durch hel­fe ich Ralf bei der Mon­ta­ge sei­ner Tele­sko­pe, mit denen er die Bede­ckung des Jupi­ters durch den Mond beob­ach­ten möch­te. Zu die­sem Zweck hat er eine selbst­ge­bau­te Mon­ta­ge­plat­te ange­fer­tigt, mit denen er zwei Tele­sko­pe zusam­men an sei­ner Mon­tie­rung adap­tie­ren kann. Neben­bei inter­viewt uns Anne für ihren am Diens­tag kom­men­der Woche erschei­nen­den Arti­kel in der LR. Sie löchert uns mit Fra­gen z.B. wie wir zu unse­rem Hob­by Astro­no­mie gekom­men sind und mit was wir uns haupt­säch­lich beschäf­ti­gen. Zwi­schen­durch hat sie die Gele­gen­heit, durch die Tele­sko­pe zu schau­en und selbst astro­no­misch tätig zu werden.

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Milch­stra­ßen­re­gi­on im Stern­bild Schwan

Hin und wie­der zie­hen eini­ge nied­ri­ge Wol­ken­fel­der durch, die mei­ne Bemü­hun­gen ver­ei­teln, Auf­nah­men der Cyg­nus-Regi­on mit fest­ste­hen­der Kame­ra anzu­fer­ti­gen. Aber auch Ste­fan vom Astro-Team ist schon fleißg dabei, eini­ge Stern­fel­der zu blich­ten. Und so fra­ge ich ihn, ob ich sei­ne Astro­Trac bis zum Auf­gang des Mon­des für nach­ge­führ­te Auf­nah­men nut­zen kann. Er wil­ligt ein und so schnal­le ich mei­ne Canon EOS 1000D – die erst letz­te Woche vom Canon-Ser­vice zurück kam und für Astro­auf­nah­men modi­fi­ziert wur­de – auf die Mon­tie­rung und neh­me 15 Bil­der á 90 Sekun­den Belich­tungs­zeit in Rich­tung des Stern­bilds Schwan auf. Bei der anschlie­ßen­den Betrach­tung der Roh­bil­dern bemer­ke ich schon jetzt, dass sich der Umbau sicht­bar gelohnt hat. Hier und da schä­len sich zart die roten Nebel­fi­la­men­te aus dem Ster­nen­ge­wim­mel der Milch­stra­ße her­aus, deut­lich bes­ser als mit einer unmo­di­fi­zier­ten DSLR.

In der Mor­gen­däm­me­rung des 15. Juli ste­hen Venus, Jupi­ter und Mond über dem öst­li­chen Horizont

Gegen 2 Uhr mor­gens ist es schließ­lich soweit: Mond­auf­gang über den Häu­sern von Jeß­nigk. Der Jupi­ter ist zu die­sem Zeit­punkt noch ½ Grad vom Mond ent­fernt. Die abneh­men­de Sichel, mit ihrer vom asch­grau­en Licht der Erd­at­mo­sphä­re erhell­ten unbe­leuch­te­ten Sei­te und dem hel­len Jupi­ter wei­ter öst­lich, erscheint dabei recht eigen­tüm­lich über der dunk­len Häu­ser­sil­hou­et­te. Der Mond steht etwas nord­öst­lich des offe­nen Ster­hau­fens der Hya­den und eini­ge Grad unter­halb der Ple­ja­den im so genann­ten „Gol­de­nen Tor der Eklip­tik“. Ich stell­te mein Fern­glas und mei­ne Canon EOS 600D mit dem Tam­ron Tele­ob­jek­tiv neben Ralfs Tele­skop. Bis zur Bede­ckung dau­ert es noch gut über 1 ½ Stun­den. Lang­sam nähert sich der Mond dem Jupi­ter. Es ist ein Erleb­nis, die Annä­he­rung der bei­den Gestir­ne im Fern­glas zu ver­fol­gen. Auch wird der Him­mel, auf­grund der jetzt ein­set­zen­den Mor­gen­däm­me­rung, lang­sam aber ste­tig immer hel­ler. Nun erscheint auch die Venus als Mor­gen­stern über dem öst­li­chen Hori­zont und zeigt im Tele­skop eine deut­li­che Sichelgestalt.

Der Jupi­ter mit sei­nen Mon­den wird vom abneh­men­den Mond bedeckt

Dann gegen 3:45 Uhr ist es soweit: Zuerst wer­den die Jupi­ter­mon­de Euro­pa und Io von unse­ren Erd­tra­ban­ten bedeckt. Eini­ge Minu­ten spä­ter folgt auch Jupi­ter. Ich beob­ach­te das Ereig­nis abwech­selnd in mei­nem Fern­glas und schaue auf den Bild­schirm von Ralfs Cam­cor­der, der das wabern­de Jupi­ter­scheib­chen mit hoher Ver­grö­ße­rung zeigt. Auch Ste­fan ist gera­de dabei, an sei­nem Schmidt-Cas­se­grain Auf­nah­men des Bede­ckungs­er­eig­nis­ses zu machen. Es dau­ert fast 1 ½ Minu­ten, bis der Pla­net voll­stän­dig hin­ter dem Mond ver­schwun­den ist. Lei­der sind auf der Pla­ne­ten­ku­gel nur die hells­ten Bän­der sicht­bar, weil das See­ing an die­sem Sonn­tag­mor­gen denk­bar schlecht ist. Danach fol­gen die Mon­de Gany­med und Kal­lis­to. Rund eine hal­be Stun­de spä­ter taucht Jupi­ter mit sei­nen Mon­den am dunk­len Mond­rand wie­der auf. Lei­der sind in der Zwi­schen­zeit eini­ge Wol­ken­fel­der auf­ge­zo­gen, die den Mond zeit­wei­se bede­cken. Trotz alle­dem ist es fas­zi­nie­rend zu beob­ach­ten, wie zuerst Io, dann Euro­pa auf­tau­chen, die aber in der hel­len Däme­rung recht schwer zu erken­nen sind. Plötz­lich sehe ich ein Schim­mer am dunk­len Mond­rand, der die glei­ßend hel­le Jupi­ter­ku­gel ankün­digt. Der gan­ze Spuk dau­ert dann aber­mals 1 ½ Minu­ten, bis der Rie­sen­pla­net schließ­lich wie­der voll­stän­dig hin­ter dem Mond her­vor­ge­kom­men ist.

Jupi­ter taucht am dunk­len Mond­rand wie­der auf

Nach der Bede­ckung beglück­wün­schen wir uns gegen­sei­tig und fan­gen an, unse­re Aus­rüs­tung zu ver­stau­en. Schließ­lich haben wir die Nacht durch­ge­macht und Müdig­keit macht sich lang­sam breit. Lei­der blie­ben uns die ange­kün­dig­ten Polar­lich­ter ver­wehrt (jeden­falls sahen wir kei­ne) die wohl das i‑Tüpfelchen für die­ses beein­dru­cken­de Ereig­nis gewe­sen wären. Nach­dem ich mei­ne Süd­kur­ven-Kol­le­gen ver­ab­schie­det habe, ver­ab­schie­det sich auch Anne von uns. Ich per­sön­lich bre­che gegen 5 Uhr zufrie­den in Rich­tung Hei­mat auf.

Hier geht’s zu Annes Arti­kel in der Lau­sit­zer Rund­schau

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

2 Kommentare:

  1. Mehr Bil­der (vom Astro-Team) ginbt es bei Astro­treff in die­sem Thread

  2. Hal­lo Andreas,

    wie­der mal ein stim­mungs­vol­ler Bericht von Dir. Bes­ten Dank allen Süd­bran­den­bur­ger und Kirch­hai­ner Stern­freun­den für ihre Teil­nah­me am Beob­ach­tungs­event in Jeßnigk.
    Und hier geht es zur Bil­der-Gale­rie die­ser Nacht:

    http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/events/jb2012/index.php

    CS
    Ralf

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