Überlebt Komet ISON die Sonnenpassage?

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Am Don­ners­tag kom­men­der Woche wird der Komet C/2012 S1 ISON sein Peri­hel errei­chen und auf­grund sei­ner extre­men Son­nen­nä­he sogar nega­ti­ve Hel­lig­kei­ten errei­chen. Unter Umstän­den könn­te er dann sogar mit Tele­sko­pen am Tag­him­mel sicht­bar sein. Danach wird er schnell in Rich­tung Nor­den zie­hen und für meh­re­re Wochen mit blo­ßem Auge sicht­bar sein – ja wenn Komet ISON die Son­nen­pas­sa­ge über­lebt. Inzwi­schen ist Schweif­stern so hell, dass er mit blo­ßem Auge beob­ach­tet wer­den kann. Lei­der befin­det er sich inzwi­schen schon in einem gerin­gen Win­kel­ab­stand zur Son­ne und ist in der Mor­gen­däm­me­rung schwie­rig zu beob­ach­ten. Trotz­dem gelan­gen in den ver­gan­gen Tagen fas­zi­nie­ren­de Fotos, die eine hel­le Koma und einen mehr als 7 Grad lan­gen und reich struk­tu­rier­ten Schweif zei­gen. Am 13./14. Novem­ber kam es zu einem Aus­bruch, die die Hel­lig­keit des Kome­ten um rund 3 Grö­ßen­klas­sen anstei­gen ließ. Und ges­tern kam es zu einem wei­te­ren Helligkeitsausbruch! 

Komet ISON am 15. Novem­ber 2013 © by Chan Yat Ping @ Hong Kong, China

In den letz­ten Tagen wur­de vor allem in den Medi­en berich­tet, dass sich der Kern von ISON frag­men­tiert habe und ein gro­ßes Stück her­aus­ge­bro­chen sei. Astro­no­men der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät in Mün­chen haben den Kome­ten, nach sei­nem ers­ten Hel­lig­keits­aus­bruch in der ver­gan­ge­nen Woche, auf dem Wen­del­stein-Obser­va­to­ri­um beob­ach­tet. Sie berich­ten von flü­gel­ar­ti­gen Struk­tu­ren in der Koma, die ein Hin­weis auf ein Aus­ein­an­der­bre­chen sein könn­te. Das muss aber nicht zwin­gend bedeu­ten, dass sich der Kern tat­säch­lich gespal­ten hat. Der über­wie­gen­de Teil der Kome­ten­be­ob­ach­ter geht davon aus, dass Akti­vi­täts­ge­bie­te frei­ge­legt wur­den und Jets die­se Struk­tu­ren in der Koma ver­ur­sa­chen. Man muss aber die nächs­ten Tage abwar­ten, ob sich wei­te­re ver­däch­ti­ge Struk­tu­ren zei­gen, die auf ein Aus­ein­an­der­bre­chen des Kerns hindeuten.
Span­nend wird jetzt die Son­nen­pas­sa­ge am 28. Novem­ber, wenn der Schweif­stern in nur 0,0124 AE bzw. 1,86 Mil­lio­nen Kilo­me­ter Ent­fer­nung an unse­rem Zen­tral­ge­stirn vor­bei zieht. Dann wird der Komet auch im Gesichts­feld der Son­nen­son­de SOHO auf­tau­chen. Es ist gut mög­lich, dass der Kern, durch die gra­vi­ta­ti­ven Kräf­te und der gro­ßen Hit­ze von mehr als 2000 °C, aus­ein­an­der­bricht und voll­stän­dig ver­dampft. Wenn das pas­siert, müss­ten wir wohl oder übel auf eine spek­ta­ku­lä­re Kome­ten­er­schei­nung im Dezem­ber verzichten.

Lei­der war es mir noch nicht mög­lich, einen Blick auf den Kome­ten zu erha­schen. Schlech­tes Wet­ter mit Hoch­ne­bel hier im Spree­wald und ein ungüns­ti­ger Schicht­plan ver­hin­der­ten eine Beob­ach­tung am Mor­gen­him­mel. Dage­gen konn­ten schon eini­ge Mit­glie­der unse­rer HTT-Süd­kur­ven­ge­mein­de den Kome­ten visu­ell beob­ach­ten, zeich­nen und sogar fotografieren.

Zeich­nung von C/2012 S1 ISON vom 14.11.2013 © Ingo Küttner

Aktu­el­le Fotos vom Kome­ten ISON und ande­ren momen­tan hel­len Schweif­ster­nen gibt es auf den Sei­ten von Spaceweather.com. Jan Hat­ten­bach berich­tet in sei­nem Blog Him­mels­lich­ter eben­falls regel­mä­ßig über ISON.

Update: Even­tu­ell schlech­te Neu­ig­kei­ten von Komet ISON: Mich­al Dra­hus (Cal­tech) ver­mel­de­te heu­te auf der Kome­ten-Mai­ling­lis­te einen dra­ma­ti­schen Rück­gang der Gas­pro­duk­ti­on des Kome­ten­kerns. Das bedeu­tet, dass der Kern von ISON ent­we­der inak­tiv ist oder sich schon kom­plett auf­ge­löst hat.

Comet ISON has been clo­se­ly moni­to­red at the IRAM mil­li­me­ter telescope in Spain by Isra­el Her­me­lo (IRAM Gra­na­da) and mys­elf (Caltech/NRAO) for the last 6 days. We obser­ve con­sis­tent, rapid fading of the mole­cu­lar emis­si­on lines bet­ween Nov. 21 and Nov. 25 by at least a fac­tor of 20 (likely more). This may indi­ca­te that the nucleus is now at best mar­gi­nal­ly acti­ve or that… it no lon­ger exists.

Auch Bil­der von der Son­nen­son­de STEREO und Berich­te vom Kome­ten­be­ob­ach­ter Love­joy zei­gen, dass ISONs Hel­lig­keit in den letz­ten Tagen wie­der leicht abge­nom­men hat. Wenn sich die Sach­la­ge in den kom­men­den Tagen erhär­tet, bedeu­tet das lei­der, dass uns C/2012 S1 ISON kei­ne spek­ta­ku­lä­re Show im Dezem­ber bie­ten wird. Aller­dings gibt es, wie schon bei den letz­ten Mel­dun­gen über eine Kern­tei­lung von ISON, wie­der ganz ver­schie­de­ne Mei­nun­gen.

Jan Hat­ten­bach hat dar­über einen eige­nen Blog­ar­ti­kel verfasst…

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

5 Kommentare:

  1. Am kom­men­den Diens­tag (3.12.2013) ist bei Quarks & Co. Komet ISON und Kome­ten all­ge­mein das The­ma der Sendung.

    http://www.wdr.de/tv/quarks/

    Mit­ler­wei­le ist Komet ISON im Las­co C3 Gesichts­feld der Son­nen­son­de SOHO aufgetaucht…

  2. Edit: Live Blog zur Peri­hel­pas­sa­ge von ISON auf Dani­el Fischers Blog: http://skyweek.wordpress.com/2013/11/28/live-blog-zum-perihel-des-kometen-ison/

    Mitt­ler­wei­le ist ISON in C2 sicht­bar. Es gibt aber Ver­bin­dungs­pro­ble­me mit dem NASA Ser­ver. Die alter­na­ti­ve Sei­te zur ESA ist nicht ganz aktuell. 🙁

    null

  3. ISON hat sein Peri­hel wohl NICHT überlebt!

  4. Jan Hat­ten­bach hat die Situa­ti­on von ISON, nach sei­nem Peri­hel­durch­gang ges­tern Abend, mal kurz zusammengefasst.

    http://www.scilogs.de/himmelslichter/ein-zaeher-komet-wars-das-ison/

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