Der deutschlandweite Astronomietag in Radebeul

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Zum dies­jäh­ri­gen Tag der Astro­no­mie, der am Sams­tag dem 24. März 2018 statt­fand, fuh­ren wir in unser süd­li­ches Nach­bar­bun­des­land: nach Sach­sen. Ziel war das klei­ne Städt­chen Rade­beul in der Nähe von Dres­den. Dort befin­det sich seit 1959 die Volks­stern­war­te Adolph Dies­ter­weg, auf einem klei­nen Hügel direkt über der Stadt, der auch für Wein­bau genutzt wird. Die Stern­war­te besitzt auch ein eige­nes Pla­ne­ta­ri­um, wo regel­mä­ßig Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den. Die Stern­freun­de dort, der Astro­club Rade­beul, ken­nen wir schon seit län­ge­rer Zeit, denn die enga­gier­ten Hob­by­as­tro­no­men sind regel­mä­ßi­ge Besu­cher des Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fens (HTT) im September.

Son­nen­un­ter­gangs­stim­mung

Nach der Ankunft gegen 15.30 Uhr bege­ben wir uns direkt in den Vor­trags­saal. Der Refe­rent, der spä­ter auch die Füh­rung im Pla­ne­ta­ri­um lei­ten wird, spricht über die geschicht­li­che Ent­wick­lung des Fern­rohrs von Gali­lei bis zum neu­en 39 Meter gro­ßen Extre­me­ly Lar­ge Telescope (E‑ELT) der Euro­päi­schen Süd­stern­war­te (ESO). Die­ses Groß­te­le­skop, das mit den neus­ten Tech­no­lo­gien aus­ge­rüs­tet wird, wird zur Zeit in Chi­le gebaut und soll in Zukunft tie­fe­re Ein­bli­cke in den Kos­mos gestat­ten. Haupt­schwer­punkt wer­den die Ent­de­ckung der ers­ten Ster­ne im Uni­ver­sum sein, die kurz nach dem Urknall ent­stan­den sind. Ein wei­te­res For­schungs­ge­biet wird die direk­te Abbil­dung von Exo­pla­ne­ten und die Unter­su­chung ihrer Atmo­sphä­ren betref­fen, um irgend­wann mal dort Leben nach­zu­wei­sen. Im Pla­ne­ta­ri­um wird anschlie­ßend der aktu­el­le Stern­him­mel vor­ge­stellt und erklärt, wel­che Objek­te man in die­ser Nacht beob­ach­ten kann. Der simu­lier­te Him­mel erregt vor allem bei den jün­ge­ren Besu­chern regel­rech­te Begeis­te­rungs­stür­me. Denn auch die Volks­stern­war­te hat in den letz­ten Jah­ren immer mehr unter der zuneh­men­den Licht­ver­schmut­zung zu lei­den, auch auf­grund ihrer Nähe zur Lan­des­haupt­stadt Dres­den. Anschlie­ßend wird eine Doku­men­ta­ti­on über die Erfor­schung der dunk­len Mate­rie gezeigt. Lei­der sit­zen wir rela­tiv ungüns­tig in der Kup­pel des Pla­ne­ta­ri­ums, denn der Film spielt sich direkt über unse­ren Köp­fen ab – Nacken­star­re inklusive.

Nach der inter­es­san­ten Pla­ne­ta­ri­ums­show besich­ti­gen wir sogleich den an den Vor­trags­saal ange­glie­der­ten Ast­ro­shop sowie die Besu­cher­ter­ras­se. Dort befin­den sich eini­ge klei­ne­re Tele­sko­pe, die vor allem auf den zuneh­men­den Halb­mond gerich­tet sind. Das größ­te Tele­skop am Platz ist ein Go-To Dobson von 24 Zoll Öff­nung. Auch Son­nen­be­ob­ach­tung ist mög­lich, denn direkt vor dem run­den Kup­pel­ge­bäu­de der Stern­war­te, steht ein H‑Al­pha-Tele­skop. Mit die­sem Tele­skop sind im Licht des ioni­sier­ten Was­ser­stoffs, eini­ge weni­ge Pro­tu­ber­an­zen am Rand unse­res Zen­tral­ge­stirn sicht­bar. Eine davon sticht aber regel­recht ins Auge, denn sie ver­nimmt einen schlau­fen­för­mi­gen Ver­lauf und erhebt sich eini­ge 10.000 Kilo­me­ter über die Son­nen­ober­flä­che. Im Weiß­licht zeigt die Son­ne an die­sem Tag lei­der kei­nen ein­zi­gen Son­nen­fleck. Auch in den nächs­ten Jah­ren ist mit weni­ger Son­nen­fle­cken zu rech­nen, denn unser Zen­tral­ge­stirn steht kurz vor dem Son­nen­fle­cken­mini­mum, wie mir Mar­tin Fied­ler erklärt.

Der zuneh­men­de Halb­mond auf­ge­nom­men mit der Handy-Kamera

Der alte Zeiss-Refrak­tor in der gro­ßen Kup­pel der Stern­war­te, ist eben­falls auf den Mond gerich­tet. Dort teilt uns Mar­tin mit, dass der Refrak­tor und die Mon­tie­rung bald von Grund auf saniert wer­den wird. Wei­ter west­lich der Kup­pel steht ein wei­te­res Gebäu­de, wo zwei grö­ße­ren Spie­gel­te­le­sko­pen behei­ma­tet sind. Die Stern­freun­de dort haben für die Besu­cher eben­falls den Mond sowie die Venus am Tag­him­mel ein­ge­stellt, die zur Zeit als Abend­stern, kurz nach Son­nen­un­ter­gang, im Wes­ten sicht­bar wird.

Von der Ter­ras­se aus hat man einen herr­li­chen Blick über die Stadt in Rich­tung Süden bis hin­ein ins Elb­tal. Des­halb wei­sen eini­ge der Tele­sko­pe auch in Rich­tung Stadt­mit­te. Wer Hun­ger hat, kann sich im Foy­er für klei­nes Geld mit Kuchen sowie Heiß- und Kalt­ge­trän­ken stär­ken. Schon bald ver­sinkt die Son­ne im Wes­ten und die Venus wird hin­ter der immer noch recht stö­ren­den Schlei­er­be­wöl­kung sicht­bar. Aus die­sem Grund bleibt der Mond an die­sem Abend das bevor­zug­te Beob­ach­tungs­ob­jekt. Mit hohen Ver­grö­ße­rung kann man bei ruhi­gen atmo­sphä­ri­schen Bedin­gun­gen neben den gro­ßen Kra­tern, auch klei­ne­re Kra­ter sowie lang gezo­ge­ne Ril­len in den Maa­re­ge­bie­ten des Mon­des wahr­neh­men. Unser Erd­tra­bant fas­zi­niert an die­sem Abend wirk­lich jeden Besu­cher, nicht nur die Kleinen.

Auf den letz­ten Vor­trag über Gra­vi­ta­ti­ons­wel­len kurz nach 20 Uhr ver­zich­ten wir aber, da wir noch einen län­ge­ren Heim­weg vor uns haben, den wir nach unse­rer Ver­ab­schie­dung von den Stern­freun­den auch kurz dar­auf in Angriff neh­men. Auch beginnt man lang­sam aber sicher, die Instru­men­te auf der Ter­ras­se abzu­bau­en, denn in der Zwi­schen­zeit zie­hen aus Rich­tung Tsche­chi­en stär­ke­re Bewöl­kung auf.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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