Der Sternhimmel im Juni 2019

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Der Lauf des Mondes

Auf­grund der fla­chen Eklip­tik­la­ge am Mor­gen­him­mel sehen wir am 1. Juni die abneh­men­de Mond­si­chel zum letz­ten Mal über dem Ost­ho­ri­zont, bis am 3. Juni die Neu­mond­pha­se erreicht wird. Schon am 4. des Monats taucht die dün­ne Mond­si­chel wie­der über dem nord­west­li­chen Hori­zont auf und kann dann 4 ½ Grad süd­öst­lich von unse­rem inners­ten Pla­ne­ten Mer­kur auf­ge­fun­den wer­den. Nur einen Abend spä­ter befin­det sich die Sichel öst­lich des roten Pla­ne­ten Mars. Der gegen­sei­ti­ge Abstand beträgt hier nur 3 ½ Grad. An den Fol­ge­aben­den wan­dert der Mond wei­ter in Rich­tung Osten und durch die Stern­bil­der Krebs und Löwe. Am 9. des Monats kön­nen wir ihn nur 2 Grad nörd­lich des Haupt­sterns Regu­lus auf­spü­ren. Am 10. des Monats fin­den wir den Mond im Ers­ten Vier­tel, am 11. Mai bereits im Stern­bild Jung­frau und am 13. in der Waa­ge. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni steht der fast vol­le Mond knapp 5 Grad nörd­lich von Ant­ares, dem Haupt­stern im Stern­bild Skor­pi­on und am 16. Juni nur 1 ½ Grad öst­lich vom Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger. Am 17. Juni wird die Voll­mond­pha­se durch­lau­fen. In den Fol­ge­näch­ten wird unser stil­ler Beglei­ter nach und nach ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Dabei wan­dert er wei­ter durch das Stern­bild Schüt­ze, wo wir ihn am 19. Juni nur 2 ½ Grad west­lich vom Pla­ne­ten Saturn ent­de­cken kön­nen. Am Mor­gen des 20. Juni befin­det sich der Erd­tra­bant an der Gren­ze zum Stein­bock und wan­dert bis zum 22. des Monats durch die­ses Stern­bild hin­durch. Am 23. und 24. Juni fin­den wir ihn im Was­ser­mann und am am 25. des Monats, als abneh­men­der Halb­mond (Letz­tes Vier­tel), in den Fischen. An die­sem Mor­gen fin­det um 2:06 Uhr eine Stern­be­de­ckung des 4,6 mag hel­len Sterns 33 Pisci­um statt, die unge­fähr eine Stun­de dau­ert. Der Ein­tritt ist aller­dings nicht ein­fach zu beob­ach­ten, weil der Mond von Ber­lin aus gese­hen erst erst eine Drei­vier­tel­stun­de vor­her über dem öst­li­chen Hori­zont erschei­nen wird. An den nach­fol­gen­den Mor­gen­den hält such der Mond abwech­selnd im Wal­fisch und in den Fischen auf, mit einem kur­zen Abste­cher in den Wid­der am 29. Juni. Am letz­ten Mor­gen im Juni, steht die dün­ne Sichel des abneh­men­den Mon­des im Gol­de­nen Tor der Eklip­tik, zwi­schen den Stern­hau­fen Hya­den und Ple­ja­den im Stern­bild des Stiers.

Die Planeten

Mer­kur kann schon in der ers­ten Juni­wo­che am Abend­him­mel auf­ge­fun­den wer­den. Aller­dings erreicht er nur sehr beschei­de­ne Höhe über dem Hori­zont. Mit­te Juni steht er knapp 40 Minu­ten nach Son­nen­un­ter­gang in einer Höhe von gut 5 Grad im Nord­wes­ten. In der Mit­tel­mee­re­gi­on, sowie auf der süd­li­chen Hemi­sphä­re, erreicht der inners­te Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems zum Ende der bür­ger­li­chen Däm­me­rung deut­lich grö­ße­re Höhen. Zum ers­ten mal lässt sich Mer­kur wahr­schein­lich am Abend des 5. Juni gegen 21:30 Uhr als ‑0,7 mag hel­les Objekt über dem nord­west­li­chen Hori­zont mit blo­ßem Auge auf­spü­ren. Sein Unter­gang erfolgt an die­sem Abend um 22:52 Uhr. Mit­te Juni steht er dann bereits gut 7 Grad hoch über dem Hori­zont. Am 18. Juni ist das 7,3 Bogen­se­kun­den gro­ße Mer­kur­scheib­chen zur Hälf­te beleuch­tet. Die so genann­te Dicho­to­mie tritt ein. Am glei­chen Abend wan­dert Mer­kur, in nur 0,2 Grad nörd­li­chen Abstand, am Pla­ne­ten Mars vor­bei. Da Mars deut­lich licht­schwä­cher ist, benutzt man am bes­ten einen Feld­ste­cher. Bis zum 20. des Monats geht sei­ne Hel­lig­keit auf die 0,2 Grö­ßen­klas­sen zurück. An die­sem Abend lässt er sich wahr­schein­lich auch zum letz­te Mal mit blo­ßem Auge auf­fin­den. Am 24. des Monats erreicht der flin­ke Pla­net schließ­lich sei­ne größ­ten öst­li­chen Elon­ga­ti­on von der Son­ne, mit einem maxi­ma­len Win­kel­ab­stand von 25,1 Grad. Sei­ne Hel­lig­keit beträgt an die­sem Abend bereits 0,4 mag und sein Unter­gang erfolgt um 22:57 Uhr Som­mer­zeit. Am 4. Juni steht die schma­le Sichel des zuneh­men­den Mon­des in der Nähe von Mer­kur, der dann gut als Auf­such­hil­fe für den flin­ken Pla­ne­ten die­nen kann.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus ist im Juni zum letz­ten Mal als Mor­gen­stern sicht­bar und zieht sich bereits Ende des Monats end­gül­tig vom Mor­gen­him­mel zurück. Am 3. des Monats wech­selt die Venus vom Stern­bild Wid­der in den Stier. Aller­dings erreicht die Venus, zu Beginn der bür­ger­li­chen Däm­me­rung, auch nur eine sehr beschei­de­nen Hori­zont­hö­he von nur 1 Grad. Die Hel­lig­keit unse­res Nach­bar­pla­ne­ten bleibt mit ‑3,9 mag aber kon­stant und im Tele­skop zeigt sich sich am Monats­en­de als 10 Bogen­mi­nu­ten gro­ßes und mit 98% fast voll beleuch­te­tes Scheib­chen. Am 1. Juni geht die Venus um 4:08 Uhr im Nord­os­ten auf. Am 30. Juni erfolgt ihr Auf­gang bereits um 3:57 Uhr Sommerzeit.

Unser roter Nach­bar Mars been­det nach lan­ger Zeit in die­sem Monats sei­ne Abend­sicht­bar­keit. Der Rote Pla­net wan­dert im Juni wei­ter durch die Zwil­lin­ge und wech­selt am 28. des Monats in das Stern­bild Krebs. Bereits Mit­te Juni wird der 1,8 mag hel­le Pla­net in der hel­len Abend­däm­me­rung unsicht­bar. Am 5. des Monats kann aber noch die Sichel des zuneh­men­den Mon­des als Auf­such­hil­fe die­nen, denn an die­sem Abend steht sie nur 3,6 Grad süd­öst­lich unse­res Nach­bar­pla­ne­ten. Am 1. Juni geht Mars um 23:36 Uhr im Nord­wes­ten unter. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Unter­gän­ge auf 22:42 Uhr Som­mer­zeit. Im Tele­skop zeigt sich der Mars als 3,7 Bogen­se­kun­den gro­ßes Scheib­chen, wor­auf fast kei­ner­lei Ein­zel­hei­ten mehr zu erken­nen sind. Am 18. Juni kommt es zu einer engen Kon­junk­ti­on mit den inners­ten Pla­ne­ten Mer­kur, die aber nur mit Hil­fe eines Feld­ste­cher beob­acht­bar ist.

Jupi­ter erreicht am 10. Juni im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger, ober­halb des Pfei­fen­ne­bels – einer auf­fäl­li­gen Dun­kel­wol­ke inmit­ten der Milch­stra­ße – sei­ne Oppo­si­ti­ons­stel­lung und ist die gan­ze Nacht über beob­acht­bar. Lei­der steht er in den süd­li­chen Berei­chen der Eklip­tik und erreicht bei sei­ner Kul­mi­na­ti­on um 1:07 Uhr Som­mer­zeit nur eine beschei­de­ne Höhe von 15 Grad über dem Hori­zont. Trotz sei­nes gerin­gen Hori­zont­ab­stan­des, kann man bei guten See­ing in sei­ner Atmo­sphä­re zahl­rei­che Bän­der und Fle­cken erken­nen und den Lauf sei­ner hells­ten 4 Mon­de, inklu­si­ve Bede­ckung und Schat­ten­wür­fe, ver­fol­gen. So kommt es am 5. Juni zu einem sehr inter­es­san­ten Ereig­nis, wenn gegen 2:38 Uhr der Mond Gany­med und Io sowie deren Mond­schat­ten vor dem Rie­sen­pla­ne­ten auf­tau­chen. Im Tele­skop zeigt sich das Jupi­ter­scheib­chen 46 Bogen­se­kun­den groß. Mit einer Hel­lig­keit von ‑2,6 mag, ist er nach Mond und Venus auch das hells­te Objekt am Nacht­him­mel und damit unüber­seh­bar selbst für Lai­en. Am 1. Juni geht Jupi­ter um 21:47 Uhr im Süd­os­ten auf und erreicht um 1:47 Uhr sei­nen höchs­ten Punkt im Süden. Bis zum 30. Juni ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf 19:36 Uhr und sei­ne Meri­di­an­durch­gän­ge auf 23:34 Uhr Som­mer­zeit. Am 16. Juni steht der fast vol­le Mond nur 1,3 Grad nord­öst­lich des Riesenplaneten.

Anblick des Pla­ne­ten Jupi­ter am 5. Juni um 2:38 Uhr MESZ 

Saturn, rück­läu­fig im Stern­bild Schüt­ze, wird im Juni zum Pla­ne­ten für die gesam­te Nacht. Er beschleu­nigt sei­ne Bewe­gung durch den Tier­kreis und nähert sich sei­ner Oppo­si­ti­on, die er am 9. Juli auch errei­chen wird. Sei­ne Hel­lig­keit steigt leicht von anfangs 0,3 auf 0,0 Grö­ßen­klas­sen. Im Tele­skop erscheint sein Ring­sys­tem mit 24 Grad weit geöff­net. Sein schein­ba­rer Äqua­tor­durch­mes­ser beträgt 18,3 Bogen­se­kun­den. Zu Beginn des Monats geht Saturn um 23:46 Uhr Som­mer­zeit im Süd­os­ten auf. Bis Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf zwei Stun­den. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni steht der abneh­men­den Mond knapp 2 Grad vom Ring­pla­ne­ten entfernt.

Ura­nus bewegt sich recht­läu­fig durch den Wid­der und kann noch nicht am Mor­gen­him­mel auf­ge­spürt wer­den, weil die Mor­gen­däm­me­rung schon früh ein­setzt. Nur am letz­ten Tag des Monats kann man ver­su­chen, den 5,8 mag hel­len Gas­pla­ne­ten, mit Hil­fe eines licht­star­ken Fern­gla­ses oder klei­nen Tele­skops, auf­zu­spü­ren. Ura­nus geht an die­sem Tag um 1:35 Uhr Som­mer­zeit auf. Knapp 1 ½ Stun­den spä­ter soll­te er in der ein­set­zen­den Mor­gen­däm­me­rung sicht­bar wer­den. Im Tele­skop zeigt sich das grün­lich erschei­nen­de Ura­nus­scheib­chen mit einem schein­ba­re Durch­mes­ser von nur 3,5 Bogensekunden.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun kommt am 22. Juni im Stern­bild Was­ser­mann zum Still­stand und setzt zu sei­ner Oppo­si­ti­ons­schlei­fe an. Anschlie­ßend bewegt er sich noch lang­sam wei­ter rück­läu­fig durch die­ses Stern­bild. Auf­grund der hel­len Näch­te ist es nicht gera­de leicht, den fer­nen Pla­ne­ten auf­zu­fin­den. Nur zum Ende des Monats hin kann man ihn even­tu­ell tief im Süd­os­ten und mit Hil­fe eines klei­nen Tele­skops auf­spü­ren. Am 30. Juni geht Nep­tun um 0:17 Uhr Som­mer­zeit auf. Rund zwei Stun­den spä­ter hat er sich genü­gend aus den dich­te­ren Atmo­sphä­ren­schich­ten befreit. Im Fern­rohr zeigt er sich als 2,3 Bogen­se­kun­den gro­ßes grün­blau­es Scheib­chen, was kei­ner­lei Ein­zel­hei­ten zeigt. Der 4,2 mag hel­le Stern Phi Aqr kann hier­bei als Auf­such­hil­fe die­nen. Denn Nep­tun befin­det sich rund 1,2 Grad nord­öst­lich die­ses Sterns.

Der Zwerg­pla­net Plu­to kann im Stern­bild Schüt­ze, in der Nähe von Saturn, auf­ge­fun­den wer­den. Er nähert sich sei­ner Oppo­si­ti­on, die er am 14. Juli errei­chen wird. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 14,2 mag, ist der fer­ne Zwerg­pla­net aber nur in gro­ßen Tele­sko­pen als win­zi­ger Licht­punkt beob­acht­bar. Sei­ne Auf­gän­ge ver­frü­hen sich von anfangs 0:05 Uhr auf 22:06 Uhr Sommerzeit.

Helle Kometen und Planetoiden

Der Komet C/2018 R3 (Lem­mon) erreicht am 6. Juni 2019, mit 1,29 AE Abstand, sein Peri­hel und ist zur Zeit mit rund 11 Grö­ßen­klas­sen – und damit hel­ler als erwar­tet – in mitt­le­ren Tele­sko­pen beob­acht­bar. Die bes­te Zeit zur Beob­ach­tung ist bei Ein­bruch der Nacht, wenn der Komet noch genü­gend hoch im Nord­wes­ten am Him­mel steht. Im Lau­fe des Monats wan­dert der Schweif­stern durch den süd­öst­li­chen Teil der Giraf­fe wei­ter in das Stern­bild Luchs und bleibt zirkumpolar.

Wei­te­re hel­le Kome­ten sind im Juni lei­der nicht zu beobachten.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres stand gegen Ende des letz­ten Monats in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und ist immer noch fast die gesam­te Nacht im Stern­bild Skor­pi­on und ab 22. Juni in der Waa­ge beob­acht­bar. Mit einer Hel­lig­keit von 7,0 mag zu Beginn des Monats, ist er bereits ein ein­fa­ches Fern­glas­ob­jekt. Bis Ende Juni geht sei­ne Hel­lig­keit aller­dings wie­der auf die 7,9 Grö­ßen­klas­se zurück. Sei­ne Kul­mi­na­ti­ons­zei­ten ver­frü­hen sich von anfangs 0:50 Uhr auf 22:29 Uhr Sommerzeit.

Der Aste­ro­id (2) Pal­las kommt am 3. des Monats im Stern­bild Haar der Bere­ni­ke zum Still­stand. Damit endet auch sei­ne Oppo­si­ti­ons­pe­ri­ode. Auch die Hel­lig­keit geht wei­ter zurück von anfangs 8,9 auf 9,4 mag zum Ende des Monats. Die Meri­di­an­durch­gän­ge von Pal­las ver­frü­hen sich von anfangs 21:53 Uhr auf 20:07 Uhr Sommerzeit.

(15) Euno­mia kann im Stern­bild Stein­bock auf­ge­fun­den wer­den und wech­selt am 29. Juni in das Stern­bild Was­ser­mann. Zu Beginn des Monats beträgt sei­ne Hel­lig­keit noch 9,9 mag und Ende Juni bereits 9,3 Grö­ßen­klas­sen. Am 1. Juni geht Pal­las um 1:08 Uhr im Osten auf. Am 30. Juni erfolgt sein Auf­gang bereits um 22:58 Uhr Sommerzeit.

Der Aste­ro­id Nr. 18 Mel­po­me­ne wird zu Beginn des Monats wie­der hel­ler als 10 mag und kann zunächst noch im Stern­bild Adler auf­ge­spürt wer­den. Am 8. Juni wech­selt der Aste­ro­id in das Stern­bild Schild. Bis zum Monats­en­de steigt sei­ne Hel­lig­keit auf 9,2 Grö­ßen­klas­sen. Am 2. Juli steht Mel­po­me­ne schließ­lich der Son­ne genau gegen­über. Zu Beginn des Monats geht Mel­po­me­ne um 22:08 Uhr im Osten auf und kul­mi­niert um 3:31 Uhr. Ende Juni erfolgt ihr Auf­gang bereits um 19:53 Uhr und ihr Meri­di­an­durch­gang um 1:15 Uhr Sommerzeit.

Meteorströme

Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Her­cu­li­den aktiv. Sie gehen auf den Kome­ten 73P/Sch­wass­mann-Wach­mann zurück und erzeu­gen ledig­lich 2 Meteo­re pro Stun­de. Die Geschwin­dig­keit der Teil­chen beträgt dabei nur 15 Kilo­me­ter pro Sekun­de. Das Maxi­mum der Tau-Her­ku­li­den wird schließ­lich am 3. Juni erwar­tet. Der Radi­ant steht in unse­ren Brei­ten und zum Maxi­mums­zeit­punkt fast im Zenit. In Zukunft, beson­ders in den Jah­ren 2022 und 2049, könn­te es zu höhe­ren Akti­vi­täts­ra­ten kommen.

Seit 1966 wer­den zwi­schen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyri­den beob­ach­tet. Ihr Akti­vi­täts­ma­xi­mum erreicht der Mete­or­strom am 16. Juni. Gewöhn­lich wer­den kaum mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de regis­triert, die mit einer Geschwin­dig­keit von 31 Kilo­me­tern in der Sekun­de in die Erd­at­mo­sphä­re ein­drin­gen. Im Jahr 1996 kam es aber zu einer deut­lich höhe­ren Rate. Der Radi­ant befin­det sich im Stern­bild Lei­er, nur weni­ge Grad vom Haupt­stern Wega ent­fernt, und steht dem­zu­fol­ge im Juni sehr hoch am Him­mel. Ein Ursprungs­kör­per für die Juni-Lyri­den ist nicht bekannt.

Die Juni-Boot­i­den sind vom 22. Juni bis 2. Juli aktiv und stam­men vom kurz­pe­ri­odi­schen Kome­ten 7P/­Pons-Winne­cke ab. Das Maxi­mum fin­det am 28. Juni gegen Mit­ter­nacht statt, wo der abneh­men­de Mond nicht mehr stört. Der Radi­ant befin­det an der Posi­ti­on RA 224° und Dec +48° im nörd­li­chen Bereich des Stern­bilds Bären­hü­ter. Dem­zu­fol­ge steht der Radi­ant am Abend mit rund 70 Grad sehr hoch am Him­mel. Die Zeni­tra­te ist varia­bel und zum Teil so gering, dass sie kaum auf­fällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Am bes­ten beob­ach­tet man in Süd­deutsch­land bzw. von Süd­eu­ro­pa aus, da die Näch­te dort noch deut­lich dunk­ler sind als im Nor­den der Repu­blik, wo die Wei­ßen Näch­te stö­ren. Eine Beob­ach­tung lohnt sich in jedem Jahr, weil der Strom in ver­schie­de­nen Jah­ren mehr oder weni­ger star­ke Akti­vi­täts­aus­brü­che zeig­te. So stieg im Jahr 1998 die Zeni­tra­te für kur­ze Zeit auf 100 Meteo­re pro Stun­de und im Jahr 2004 auf 50 Meteo­re pro Stun­de an. Wei­te­re Aus­brü­che gab es in den Jah­ren 1916 und 1927. In die­sem Jahr ist aller­dings mit kei­ner erhöh­ten Akti­vi­tät zu rech­nen. Die Teil­chen der Juni-Boot­i­den erzeu­gen mit 18 km/s extrem lang­sa­me Spu­ren. Somit las­sen sich die Stern­schnup­pen die­ses Stroms sehr gut von spo­ra­di­schen Meteo­ren unterscheiden.

Die eklip­ti­ka­len Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le (nach älte­ren Quel­len als Sagi­ta­ri­iden bezeich­net) sind im gesam­ten Monat Juni aktiv und kom­men in die­sem Monat aus Rich­tung des Stern­bilds Schüt­ze. Auf­grund der gerin­gen Höhe des Aus­strah­lungs­punk­tes über dem Hori­zont, sind im Durch­schnitt nur zwei bis drei Meteo­re pro Stun­de zu erwar­ten. Die Ein­tritts­ge­schwin­dig­keit der Teil­chen liegt um 30 km/s.

Der abendliche Fixsternhimmel

Der Stern­him­mel am 15. Juni 2019 um 23:00 Uhr MESZ 

Im Norden

Zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit hat die bekann­te Figur des Gro­ßen Wagens, der zum Stern­bild des Gro­ßen Bären gehört, sei­ne höchs­te Stel­lung im Zenit schon längst über­schrit­ten und steigt nun wie­der lang­sam zum Nord­west­ho­ri­zont her­ab. Um den Polar­stern und damit die Nord­rich­tung auf­zu­fin­den, ver­län­gern wir die bei­den hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che. Der Polar­stern ist der letz­te Deich­selstern des Klei­nen Bären, des­sen Wagen­kas­ten sich jetzt genau auf 12 Uhr Posi­ti­on und somit in sei­ner höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont befin­det. Direkt rechts und ober­halb des Klei­nen Bären gele­gen, erkennt man das Stern­bild des Dra­chen, das sich um den Klei­nen Bären her­um­schlän­gelt. Der rau­ten­för­mi­ge Kopf des Dra­chen wird in der nächs­ten Stun­de eben­falls den Zenit errei­chen. In mitt­le­rer Höhe im Nord­os­ten, unter­halb von Klei­ner Bär und Dra­che, ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, in dem man die Form eines Haus­da­ches erah­nen kann. Dar­un­ter steht die Kas­sio­peia, die die Form des Buch­sta­bens „W“ besitzt und dem­zu­fol­ge im Volks­mund auch als Himmels‑W bezeich­net wird. Sie hat ihre unte­re Kul­mi­na­ti­on schon längst über­schrit­ten. Dage­gen hat das Stern­bild Per­seus gera­de sei­ne nied­rigs­te Stel­lung erreicht und befin­det sich nun genau über dem Nord­ho­ri­zont. Eben­falls in Hori­zont­nä­he, und west­lich des Per­seus gele­gen, fun­kelt die gelb­lich leuch­ten­de Capel­la im Stern­bild Fuhr­mann gemäch­lich vor sich hin. Ober­halb des Fuhr­manns und unter­halb von Kopf und den Vor­der­pfo­ten des Gro­ßen Bären, ste­hen noch die aus deut­lich schwä­che­ren Ster­nen bestehen­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Luchs und Giraffe.

Im Osten

Die öst­li­che Him­mels­ge­gend wird jetzt vom impo­san­ten Som­mer­drei­eck domi­niert, das sich in hal­ber Höhe über dem Hori­zont befin­det. Es wird durch die drei hel­len Ster­ne Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Genau zwi­schen Adler und Schwan befin­den sich die klei­nen unschein­ba­ren Stern­bil­der Del­fin, Pfeil und Füchs­chen. Das Band unse­rer Hei­mat­ga­la­xie, die Milch­stra­ße, ver­läuft mit­ten durch das Som­mer­drei­eck hin­durch von links oben kom­mend zum süd­öst­li­chen Hori­zont her­ab. Unter einem dunk­len und trans­pa­ren­ten Land­him­mel, sowie bei guter Hori­zont­sicht im Süd­os­ten, soll­te man auch schon die hel­le Schild­wol­ke im Stern­bild Schild, die neben dem hel­len Milch­stra­ßen­zen­trum der auf­fäl­ligs­te Teil unse­rer Hei­mat­ga­la­xie ist, erken­nen kön­nen. Ober­halb des Som­mer­drei­ecks ent­de­cken wir das Stern­bild Her­ku­les und einen Teil des Dra­chen, mit sei­nem mar­kan­ten rau­ten­för­mi­gen Kopf. Im Stern­bild Her­ku­les lässt sich zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit schon sehr gut der Kugel­stern­hau­fen Mes­sier 13 beob­ach­ten, der als unschar­fer Licht­fleck bereits unter einem dunk­len Him­mel bereits mit blo­ßem Auge zu erken­nen ist. Er befin­det sich etwas unter­halb vom rech­ten obe­ren Kas­ten­stern des Her­ku­les. Im Nord­os­ten gehen schon die ers­ten Ster­ne des Herbst­stern­bilds Pega­sus auf. Dar­über erkennt man das unschein­ba­re und nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild der Eidech­se und noch wei­ter höher im Nord­os­ten, den Kepheus.

Im Süden

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Süden, hat das Stern­bild Bären­hü­ter, mit sei­nem auf­fäl­lig hell und oran­ge erschei­nen­den Haupt­stern Ark­tur, den Süd­punkt schon längst über­schrit­ten. Links dane­ben fin­den wir das Stern­bild Nörd­li­che Kro­ne, die gera­de dabei ist, den Meri­di­an zu pas­sie­ren. Noch wei­ter in Rich­tung Osten steht der Her­ku­les, der in der nächs­ten hal­ben Stun­de sei­nen höchs­ten Punkt im Süden errei­chen wird. Unter­halb des Stern­bilds Nörd­li­che Kro­ne befin­det sich der Kopf der Schlan­ge, die vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger im Süd­os­ten getra­gen wird. Hier steht mit Mes­sier 5 ein wei­te­rer hel­ler Kugel­stern­hau­fen in Reich­wei­te klei­ner Instru­men­te. Unter­halb der Schlan­ge geht gera­de das Stern­bild Waa­ge durch den Meri­di­an. Links neben der Waa­ge erken­nen wir den nörd­li­chen Teil des Stern­bilds Skor­pi­on, mit sei­nem röt­lich fun­keln­den Haupt­stern Ant­ares. Wei­ter in Rich­tung Süd­os­ten, sehr nied­rig über dem Hori­zont, steht der Rie­sen­pla­net Jupi­ter, der nach dem Mond zur Zeit das hells­te Objekt am Nacht­him­mel ist. Er wird in der nächs­ten Stun­de den Meri­di­an über­schrei­ten. Halb­hoch im Süd­wes­ten befin­den sich noch die rei­chen Gala­xien­jagd­grün­de des Stern­bilds Jung­frau, mit dem hel­len und weiß­lich leuch­ten­den Haupt­stern Spi­ca. Ober­halb der Jung­frau fin­den wir noch das unschein­ba­re Stern­bild Haar der Berenike.

Im Westen

Im Wes­ten ver­schwin­den nun lang­sam aber sicher die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der. Der mäch­ti­ge Löwe nähert sich jetzt immer wei­ter dem West­ho­ri­zont. Auch der unschein­ba­re Krebs, west­lich des Löwen­kop­fes gele­gen, ist schon im Hori­zont­dunst ver­schwun­den. Dicht über dem Nord­west­ho­ri­zont fun­keln noch die bei­den hel­len Haupt­ster­ne Kas­tor und Pol­lux in den Zwil­lin­gen mun­ter vor sich hin. Hoch im Süd­wes­ten steht der Bären­hü­ter, mit dem hel­len Haupt­stern Ark­tur. Das Stern­bild Gro­ßer Bär befin­det sich eben­falls noch in güns­ti­ger Beob­ach­tungs­po­si­ti­on hoch im Wes­ten. Unter­halb der Wagen­deich­sel des Bären ent­de­cken wir das unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und noch wei­ter tie­fer, das nur aus schwa­chen Ster­nen bestehen­de Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Unter­halb des Haars der Bere­ni­ke befin­det sich noch die Jung­frau. Dicht über dem Süd­west­ho­ri­zont ver­schwin­den soeben die bei­den unschein­ba­ren Stern­bil­der Rabe und Becher unter dem Horizont.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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