Bilder vom kleinen HTT

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In die­sem Jahr fiel das 21. Herz­ber­ger Tele­s­kop­tref­fen (HTT), auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie, lei­der ins Was­ser. Trotz­dem tra­fen sich zwi­schen dem 17. bis 20. Sep­tem­ber 2020 rund ein Dut­zend Ster­nen­freun­de zur gemein­sa­men Beob­ach­tung in Jeß­nigk. Und Dank des sehr guten Wet­ters, konn­te man sich dort auch wie­der inten­si­ver astro­no­misch betä­ti­gen. Denn Regen oder Nebel war dies­mal nicht ange­sagt. Am Sams­tag fuhr ich wie­der heim, weil die Wet­ter­be­din­gun­gen am Nach­mit­tag nicht gera­de rosig aus­sa­hen und der Wet­ter­be­richt eine bewölk­te Nacht mit hoher Zir­rus­be­wöl­kung vor­her­sag­te. Außer­dem hat­te ich sehr star­ke Kopf­schmer­zen und befürch­te­te, die letz­te Nacht nicht heil zu über­ste­hen. Natür­lich riss der Him­mel in jener Nacht doch noch auf, so dass ins­ge­samt 3 brauch­ba­re Näch­te zusam­men­ka­men. So ärger­te ich mich doch ein wenig, nicht vor Ort geblie­ben zu sein. Dafür beob­ach­te­te ich in der Nacht von Sonn­tag auf Mon­tag unter sehr guten Bedin­gun­gen an mei­nem ange­stamm­ten Stand­ort in Raden­s­dorf, zusam­men mit mei­nem alten Astro­kum­pel Horst Lindberg.

Platz vor der Elsterland-Sternwarte
Der Platz vor der Els­ter­land-Stern­war­te in Jeßnigk

Ich traf Don­ners­tag­abend auf dem Platz ein und posi­tio­nier­te mich mit mei­nem Wurf­zelt und der astro­no­mi­schen Aus­rüs­tung direkt hin­ter der Els­ter­land-Stern­war­te. Vor der Stern­war­te hat­ten sich rund 6 Stern­freun­de mit ihren Beob­ach­tungs­in­stru­men­ten auf­ge­baut. Die „Mut­zel-Astro­no­mers“ aus Sach­sen posi­tio­nier­ten sich auf der Wie­se vor der Pen­si­on „Jeri­cho“, eini­ge 100 Meter von der gro­ßen Wie­se ent­fernt. Dort traf ich dann auch auf Mario, der eini­ge Näch­te schon durch­ge­macht hat. Zur visu­el­len Beob­ach­tung hat­te ich mei­nen 8 Zoll Dobson und das 16x70 Fuji­non Fern­glas ein­ge­packt. Als Aus­rüs­tung für die Astro­fo­to­gra­fie dien­te mei­ne Astro­trac und die Sky­wat­cher Star­ad­ven­turer sowie mei­ne bei­den zur Astro­fo­to­gra­fie umge­bau­ten DSLR Kame­ras. Damit ent­stan­den 8 Auf­nah­men des Ster­nen­him­mels. Die Näch­te waren ins­ge­samt über­wie­gend klar und kalt. Nur in der 1. Nacht muss­te ich mit Tau­be­schlag kämp­fen. Das See­ing war meist in der 2. Nacht­hälf­te deut­lich bes­ser, so dass ich mich auch dem Pla­ne­ten Mars inten­siv wid­men konn­te, der rund 4 Wochen vor sei­ner Oppo­si­ti­on stand. Dort waren bei guter Luft­ru­he zahl­rei­che Ein­zel­hei­ten auf der Ober­flä­che wahr­nehm­bar. Über­ra­schen­der­wei­se war zeit­wei­se die Durch­sicht in den Näch­ten auch so gut, dass ich ohne Pro­ble­me Stephan’s Quin­tett, in der Nähe der Gala­xie NGC 7331 im Stern­bild Pega­sus, beob­ach­ten konn­te. Der Helix­ne­bel, NGC 7293 im Stern­bild Was­ser­mann, war in bei­den Näch­ten ein über­ra­schend ein­fa­ches Objekt im Feld­ste­cher. Außer­dem konn­te ich ein Groß­teil der im Herbst sicht­ba­ren Cald­well-Objek­te beob­ach­ten und in mei­ner Beob­ach­tungs­lis­te abha­ken. Zumeist waren dies dif­fu­se Nebel.

Mutzel-Astronomers
Die Mut­zel-Astro­no­mers haben sich auf der Wie­se vor der Pen­si­on „Jeri­cho“ häus­lich eingerichtet

Lei­der hat­te ich dies­mal etwas weni­ger Glück mit dem Fokus des Samyang 135 mm Tele­ob­jek­tivs. Die Nacht­tem­pe­ra­tu­ren san­ken stets recht schnell von ange­neh­men 16°C auf knapp über dem Gefrier­punkt inner­halb von nur 2 Stun­den, so dass sich der Fokus wäh­rend der Belich­tung etwas ver­schob. Vor allem das Foto aus der ers­ten Nacht war durch den Fehl­fo­kus als Ein­zel­bild kaum brauch­bar. Die ers­ten 4 Fotos wur­den mit der Canon EOS 600Dfs und dem Samyang 135 mm f/2 auf­ge­nom­men. Unglück­li­cher­wei­se habe ich aus gerech­net in der letz­ten Nacht ver­ges­sen, Dun­kel­bil­der anzu­fer­ti­gen. Der Schlaf­man­gel hat hier wohl sei­nen Tri­but gefor­dert. Da die Näch­te zwi­schen 0 und 5°C lagen, nahm ich die feh­len­den Dun­kel­bil­der bei mir zu Hau­se im Kühl­schrank auf. 😀 Nun fol­gen die Bil­der, die in bei­den Näch­ten ent­stan­den sind…

Nordamerika- und Pelikannebel im Schwan

NGC 7000
Die Regi­on um NGC 7000 & IC 5070 nahe Deneb im Schwan 

Wenn man in das Bild hin­ein­zoomt erkennt man, dass die Ster­ne klei­ne Scheib­chen sind. Trotz­dem ist die Tie­fe der Auf­nah­me und die Struk­tu­ren in NGC 7000 und IC 5070 schon beein­dru­ckend, so dass ich das Bild mit einem wei­te­ren Foto der Gam­ma Cyg­ni Regi­on kom­bi­niert habe, das nur einen Monat zuvor in Raden­s­dorf auf­ge­nom­men wur­de. Unter­halb von Deneb befin­det sich die lang gezo­ge­ne Dun­kel­wol­ke des Nörd­li­chen Koh­len­sacks. Das Bild dient nun als neu­es Ban­ner in die­sem Blog. 🙂 Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2, F/2.8, ISO-1600, 34x150 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Zirrusnebel im Schwan

Cirrusnebel
NGC 6960 & NGC 6992/6995 im Stern­bild Schwan

Die Bild­be­ar­bei­tung die­ser Him­mels­re­gi­on im Stern­bild Schwan war recht schwie­rig, weil die Fül­le der Ster­ne den Super­no­va­kom­plex regel­recht über­strah­len. So benö­tig­te ich für die fer­ti­ge Ver­si­on des Fotos 3 Anläu­fe. Inter­es­sant sind die schwä­che­ren Nebel­an­tei­le des galak­ti­schen Zir­rus, die hier und da im Gesichts­feld von NGC 6960 und NGC 6992/6995 auf­tau­chen. Zwi­schen den bei­den Haupt­fi­la­men­ten befin­det sich noch ein hel­ler Nebel­an­teil, der als „Pickering’s Tri­an­gu­lar Wisp“ bekannt ist. Im west­li­chen Bereich des Nebels, direkt am Sturm­vo­gel (NGC 6960), steht der Stern 52 Cyg­ni, der als Auf­such­hil­fe die­nen kann. In der rech­ten obe­ren Bild­hälf­te hat sich auch der offe­ne Stern­hau­fen NGC 6940 hin­ein­ge­schli­chen. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2, F/2.8, ISO-1600, 42x150 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Herz- und Seelennebel in der Kassiopeia

IC 1805 & IC 1848
IC 1805 & IC 1848 in der Kassiopeia

Das Foto der bei­den Nebel­ge­bie­te im Stern­bild Kas­sio­peia ist momen­tan das bes­te Bild die­ser inter­es­san­ten Him­mels­re­gi­on. Nord­öst­lich des Herz­ne­bels (IC 1805) befin­det sich der offe­ne Stern­hau­fen NGC 1027. Im öst­li­chen Bereich des See­len­ne­bels (IC 1848) ist der „Dop­pel­stern­hau­fen“ Col­lin­der 33 und Col­lin­der 34 ein­ge­bet­tet. Der west­li­che Bereich die­ser Him­mels­re­gi­on wird von einer Dun­kel­wol­ke durch­trennt. Am unte­ren rech­ten Bild­rand fin­det man noch den berühm­ten Dop­pel­stern­hau­fen h und Chi (NGC 869/NGC884) sowie NGC 957 im Stern­bild Per­seus sowie an der Gren­ze zur Kas­sio­peia den vor allem in Fern­glä­sern beob­acht­ba­re Stern­hau­fen Stock 2, der auch als „Mus­kel­männ­chen“ bekannt ist. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2, F/2.8, ISO-1600, 53x120 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Plejaden im Stier

Plejaden
Mes­sier 45 im Stier

Lei­der zog wäh­rend der Auf­nah­me die­ser Him­mel­re­gi­on hoher Zir­rus durch das Bild und über­strahl­te die beson­ders hel­len Nebel­an­tei­le um die hells­ten Haupt­ster­ne des offe­nen Ster­nen­hau­fens. Die­se Höfe sind auch um eini­ge wei­te­re hel­le Ster­ne sicht­bar. Glück­li­cher­wei­se war ande­rer Zir­rus in die­ser Him­mels­re­gi­on nicht von der schlech­ten Durch­sicht betrof­fen. Beein­dru­ckend sind die schwä­che­ren Staub- und Nebel­an­teil, die sich um Mes­sier 45 her­um befin­den. Trotz alle­dem ist das Bild der Ple­ja­den momen­tan mei­ne bes­te Auf­nah­me die­ser inter­es­san­ten Him­mels­re­gi­on. In der vor­ran­ge­hen­den Nacht konn­te man eini­ge die­ser Refle­xi­ons­ne­bel auch mit mei­nem 16x70 Fuji­non erken­nen. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 600Dfs, Samyang 135 mm f/2, F/2.8, ISO-1600, 53x120 Sek., Astro­Trac, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Die vier Bil­der der Milch­stra­ßen­re­gio­nen nahm ich mit der Canon EOS 1000Da und dem Canon EF 50 mm f/1.8 STM auf. Das 50 mm Objek­tiv ist neben mei­nem 40 mm Pan­ca­ke das bes­te Objek­tiv für kurz­brenn­wei­ti­ge Him­mels­auf­nah­men. Die Kame­ra wur­de auf der Sky­wat­cher Star­ad­ven­turer nachgeführt.

Sommermilchstraße mit der Schildwolke

Schildwolke
Die Schild­wol­ke süd­lich des Stern­bilds Adler

Die Him­mels­re­gi­on wähl­te ich als ers­te Regi­on aus, da das Stern­bild Schild schon rela­tiv dicht über dem Hori­zont stand und von der Licht­ver­schmut­zung Herz­bergs beein­flusst wur­de. Die letz­ten bei­den Bil­der muss­te ich weg­schmei­ßen, weil ein Busch schon in das Gesichts­feld hin­ein­rag­te und der Him­mel, auf­grund der Licht­ver­schmut­zung in die­ser Rich­tung, immer hel­ler wur­de. Die Him­mel­re­gi­on wird geprägt durch vie­le inter­es­san­te Bar­nard-Dun­kel­wol­ken im süd­li­chen Bereich des Stern­bilds Adler und dem offe­nen Stern­hau­fen Mes­sier 11, der auch als Wild­enten­hau­fen bekannt ist. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 50 mm f/1.8 STM, F/4, ISO-1600, 20x5 Min., Star­ad­ven­turer, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Sommermilchstraße in den Sternbildern Kepheus und Schwan

Milchstraße im Kepheus
Milch­stra­ßen­re­gi­on in den Stern­bil­dern Schwan & Kepheus

Die­se Him­mel­re­gi­on stand wäh­rend der Auf­nah­me nahe des Zenits. Beson­ders auf­fäl­lig ist die mäch­ti­ge Dun­kel­wol­ke Le Gen­til 3, wo man sich fragt, war­um die­se Dun­kel­wol­ke nicht als Nörd­li­cher Koh­len­sack bezeich­net wur­de. Denn die­se Regi­on ist unter einem dunk­len Land­him­mel, im Band der nörd­li­chen Som­mer­milch­stra­ße, beson­ders auf­fäl­lig und sehr leicht mit blo­ßem Auge zu erken­nen. Ein wei­te­re inter­es­san­ter Nebel ist IC 1396 mit dem ein­ge­bet­te­ten Stern­hau­fen Trüm­pler 37 und dem Ele­fan­ten­rüs­sel­ne­bel sowie Shar­pless 129. Die­ser befin­det sich unmit­tel­bar süd­lich des Gra­nat­sterns im Stern­bild Kepheus. Im unte­ren Bild­be­reich erkennt man auch den Kokon­ne­bel IC 5146 im Schwan, mit sei­ner lang gezo­ge­nen Dun­kel­wol­ke. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 50 mm f/1.8 STM, F/4, ISO-1600, 20x6 Min., Star­ad­ven­turer, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Milchstraße im Sternbild Kassiopeia

Milchstraße in der Kassiopeia
Milch­stra­ße im Stern­bild Kassiopeia

Das ist ein Teil der Som­mer­milch­stra­ße im Stern­bild Kas­sio­peia. Die­ses Stern­bild, das im all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch als als „Himmels‑W“ bekannt ist, ent­hält sehr vie­le offe­ne Stern­hau­fen, die sich im Bild aller­dings weni­ger gut als die röt­li­chen Was­ser­stoff­ne­bel abhe­ben. Erwäh­nens­wert sind hier vor allem der Refle­xi­ons­ne­bel um Gam­ma Cas­sio­peiae IC 59/IC 63, der Pac­man­ne­bel (NGC 281) sowie die HII-Regi­on NGC 7822 und Ceder­blad 214 nahe der Gren­ze zur Kas­sio­peia im Stern­bild Kepheus. Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 50 mm f/1.8 STM, F/4, ISO-1600, 20x5 Min., Star­ad­ven­turer, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

Sommermilchstraße in den Sternbildern Adler, Pfeil und Füchschen

Milchstraße im Pfeil & Füchschen
Som­mer­milch­stra­ße im Füchs­chen mit dem Klei­der­bü­gel­hau­fen Cr 399

Im letz­ten Bild ist die Milch­stra­ßen­re­gi­on im win­zi­gen Stern­bild Pfeil erkenn­bar, wobei die­ses Gebiet im Süden von Bar­nards E‑Nebel und dem Haupt­stern Alta­ir im Adler und im Nor­den von den süd­li­chen Aus­läu­fern des Stern­bilds Schwan um den Stern Albi­reo begrenzt wird. Rechts der Bild­mit­te fin­det man auch den mar­kan­ten Klei­der­bü­gel­hau­fen Col­lin­der 399. Die klei­ne rote Nebel­wol­ke ist übri­gens Shar­pless 88. Wer fin­det den berühm­ten Han­tel­ne­bel Mes­sier 27 ober­halb der Pfeil­spit­ze? Auf­nah­me­da­ten: Canon EOS 1000Da, Canon EF 50 mm f/1.8 STM, F/4, ISO-1600, 20x5 Min., Star­ad­ven­turer, APP & Ado­be Pho­to­shop CC 2020

P.S. Ein Umstand darf nicht uner­wähnt blei­ben. Die bei­den mäch­ti­gen Pap­peln, am süd­li­chen Ende der gro­ßen Beob­ach­ter­wie­se, exis­tie­ren nicht mehr…

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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